Auch beim Pferd haben Corona-Infektionen in den letzten Jahren zugenommen. Pferdehalter sind beunruhigt. Tiermediziner müssen derzeit viel aufklären: Corona ist nicht gleich Corona.
Coronaviren kommen sowohl beim Menschen als auch bei Tieren vor. Neben Säugetieren sind sie auch bei Vögeln, Fischen und Reptilien weit verbreitet und führen zu unterschiedlichen Krankheiten. Beim Schwein z.B. lösen spezielle Coronaviren das Krankheitsbild der porzinen epizootischen Diarrhö (PED) aus, bei der Katze können mutierte Coronaviren eine feline infektiöse Peritonitis (FIP) verursachen und beim Pferd führen sie zu unspezifischem Fieber, Anorexie und Koliksymptomen.
In den letzten zehn Jahren haben die Corona-Infektionen beim Pferd drastisch zugenommen, weshalb es notwendig ist, die allgemeine Bevölkerung – insbesondere Pferdehalter – darüber aufzuklären, dass das equine Coronavirus (ECoV) und SARS-CoV-2 nicht zusammen in einen Topf geworfen werden dürfen.
Das equine Coronavirus ist – ähnlich dem SARS-CoV-2 – ein Virus aus der Familie der Coronaviridae und wird ebenfalls zu den Betacoronaviren gezählt. Während die meisten Coronaviren beim Menschen den Respirationstrakt befallen, zeigt das equine Coronavirus einen besonderen Tropismus für epitheliale Zellen des Verdauungstraktes des Pferdes.
Hat sich ein Pferd also mit dem equinen Coronavirus infiziert (hauptsächlich fäkal-oral), bindet dieses über sogenannte Spikes (hervorstehende Strukturen der Virushülle) an die Wirtszelle und wird mittels Endozytose in diese aufgenommen. Anschließend wird die ssRNA(+) in das Zytoplasma entlassen, worauf die Virusreplikation startet. Die Dünndarmzotten atrophieren, es wandern Entzündungszellen in das Darmlumen ein und es entwickelt sich eine nekrotisierende Enteritis.
Betroffene Tiere zeigen Fieber, Anorexie, sind apathisch und leiden häufig an typischen Koliksymptomen wie z.B. Wälzen, Abgeschlagenheit, Schwitzen und verminderter Darmperistaltik. Aufgrund der hohen Kontagiösität sind verdächtige Pferde sofort unter Quarantäne zu stellen, um eine weitere Ausbreitung im Bestand zu unterbinden. Da infizierte Tiere die Viren massiv über ihren Kot ausscheiden, müssen besondere Hygienemaßnahmen (Schutzkleidung, Quarantäne u.ä.) berücksichtigt werden.
Die Diagnosesicherung erfolgt mittels virologischer Untersuchung einer frischen Kotprobe. Die Erreger können dann molekularbiologisch (PCR) nachgewiesen werden. Eine spezielle antivirale Therapie existiert derzeit nicht, sodass rein symptomatisch behandelt werden muss.
Im Vordergrund steht neben der Koliktherapie die Vermeidung von Sekundärinfektionen. Durch regelmäßige virologische Kontrollen kann überprüft werden, wie lange betroffene Pferde das Virus über ihren Kot ausscheiden. In dieser Zeit sind die Tiere unbedingt unter Quarantäne zu halten.
Equine Coronaviren weisen kein zoonotisches Potenzial auf. Sie führen nur bei Equiden zu klinisch manifesten Erkrankungen und rufen beim Menschen keine Symptome hervor. Es muss jedoch beachtet werden, dass der Mensch als Vektor fungieren und so die Viren von Pferd zu Pferd tragen kann.
Auch Gegenstände wie z.B. Stethoskope oder Fieberthermometer lassen die Viren über weite Strecken verbreiten. Bei verdächtigen Pferden müssen daher zwingend die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen eingehalten werden, damit die Erreger nicht unkontrolliert verschleppt werden.
Bilquelle: Ivana Cajina, unsplash