Noch bevor das Virus zu seinem Namen kam, hatten Forscher einen vermeintlichen Verdächtigen als Überträger von SARS-CoV-2 im Blick: Das Pangolin, ein langnasiges Schuppentier (DocCheck berichtete). Jetzt stellte sich heraus, dass diese Annahme auf eine „peinliche Fehlkommunikation“ zurückgehe, berichtet das Fachmagazin Nature. Das Tier ist in China sowohl in der traditionellen Medizin als auch als Speise sehr beliebt. Es ist daher eine häufige Schmuggelware.
Experten, die geschmuggelte Pangolins untersuchten, verkündeten Anfang Februar, dass das in den Tieren gefundene Coronavirus genetisch zu 99 % mit dem übereinstimmte, das zu der Zeit in Menschen nachgewiesen wurde. Allerdings bezog sich dieses Ergebnis nicht auf das ganze Genom, sondern nur einen bestimmten Bereich, die Rezeptorbindungsdomäne (RBD). Das stellten die Autoren der entsprechenden Studie jetzt öffentlich richtig. Die anderslautende Pressemeldung beruhe auf einem Missverständnis zwischen verschiedenen an der Studie beteiligten Gruppen.
Ein Gesamtvergleich der Genome von Pangolin und Mensch zeigt, dass die Viren beider Spezies etwa 90 % ihrer DNA gemeinsam haben. Weil die RBD so ein wichtiger Teil der Coronaviren ist, sei selbst eine 99 %-ige Übereinstimmung bei zwei Viren nicht genug, um sie miteinander in Verbindung zu bringen, erklärt Linfa Wang, Virologin an der Duke-National University of Singapore Medical School, gegenüber Nature.
Weitere Studien, die in den letzten Wochen zum Thema erschienen sind, errechneten eine Übereinstimmung zwischen 85.5 % und 91.02 % zwischen SARS-CoV-2, wie es beim Menschen gefunden wurde, und dem Coronavirus bei geschmuggelten Pangolins. Diese Zahlen müssten deutlich höher liegen, wenn die Tiere als Überträger bestätigt werden sollten, so die Experten. Der Verdacht richte sich jetzt auf Zibetkatzen – denn das neuartige Coronavirus teile 99.8 % seines Genoms mit dem Virus der Tiere.
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