Im Pandemiefall könnten Quarantäneregelungen für Ärzte und Pflegekräfte zum Problem werden: Während Kliniken aus allen Nähten platzen, dreht gesundes medizinisches Fachpersonal zu Hause Däumchen. Gibt es Alternativen?
Nachdem eine Pflegekraft der Uniklinik Aachen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war, geschah – nichts. Etwa 45 Kollegen, potenzielle Kontaktpersonen, verrichteten weiter ihren Dienst (DocCheck berichtete). Die Stadt Aachen kritisierte die bekannte, 14-tägige Quarantäneregelungen. Tübingen, Hamburg, Saarbrücken und Heinsberg wiederum haben Ärzte und Pfleger nach Kontakten isoliert. Darüber sollte man nachdenken.
Das epidemiologische Vorgehen, bei nachgewiesenen Infektionen Kontaktpersonen und vielleicht sogar den Patienten Null zu suchen und zu isolieren, hat noch nicht an Bedeutung verloren – gerade nicht bei Ärzten und Pflegekräften. In Deutschland haben wir derzeit über 260 nachgewiesene Fälle (Stand: 5.3.2020, 12:00 Uhr). Das bringt unser Gesundheitssystem noch lange nicht an den Rande des Zusammenbruchs. Noch können wir uns den „Luxus“, möglicherweise infiziertes medizinisches Fachpersonal zu Hause zu isolieren, leisten.
Hinzu kommt: Viele Virologen empfehlen immer noch, Kontaktpersonen in häusliche Quarantäne zu stecken. Der Grund ist banal, aber auch clever. Sie wollen die saisonale Grippewelle von der SARS-CoV-2-Welle zeitlich entkoppeln. Und das könnte klappen. Denn laut Robert Koch-Institut scheint die Zahl an bestätigten Grippe-Infektionen ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Jede Woche, in der man Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus eindämmt, hilft, Ressourcen im Gesundheitssystem zu sparen. Die Grippewelle wird bis Ende März abklingen.
Das könnte man aber auch anders sehen. Jetzt ist noch Zeit, einen Plan B für den Ernstfall zu entwickeln, diesen zu testen und gegebenenfalls nachzujustieren. Es gibt zwei Szenarien, die diskutiert werden:
Jetzt wäre es natürlich sinnvoll, den Plan B mit kürzerer Quarantäne oder mit der Freitestung in wissenschaftlichem Rahmen zu untersuchen – und gegebenenfalls nachzubessern. Kommt die Pandemie, wird uns dafür die Zeit fehlen. Parallel kann man das Konzept der 14-tägigen Isolation weiter verfolgen, so lange es noch geht.
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