Über angebliche Reinfektionen mit SARS-CoV-2 wurde viel berichtet und spekuliert. Ebenso über die Verlässlichkeit des PCR-Tests. Wo stehen wir jetzt?
Seit einigen Wochen wird über die Möglichkeit von Re-Infektionen mit SARS-CoV-2 diskutiert. DocCheck berichtete kürzlich über eine Japanerin, die als genesen galt, dann aber zum zweiten Mal positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war. Zuvor waren nur Fälle aus China bekannt. Nun haben chinesische Forscher das Phänomen in einer Studie untersucht.
Die Forscher berichten über vier COVID-19-Patienten, die sich von der Erkrankung erholt hatten. Die Genesung machten sie anhand dieser Kriterien fest:
Die Patienten sollten noch für fünf Tage in häuslicher Quarantäne verbleiben. Fünf bis 13 Tage nachdem die Genesung festgestellt wurde, haben die Mediziner erneute PCR-Tests durchgeführt – mindestens zweimal hintereinander. Bei allen Patienten waren die Tests positiv. Die Autoren der Studie resümieren, dass die Entlassungskriterien für vermeintlich genesene Patienten neu überdacht werden müssten.
Von dieser Idee hält die Infektiologin Prof. Isabella Eckerle nichts. Sie leitet das Zentrum für Viruserkrankungen an der Universität Genf. „Man geht davon aus, wenn jemand die Erkrankung überstanden hat, dass sich Antikörper gebildet haben und sich das Virus nicht weiter im Körper vermehrt“, erklärt Eckerle gegenüber der FAZ.
Es sei daher pragmatisch und sinnvoller, dass man bei der Beurteilung des Patienten nach den klinischen Symptomen geht. „Denn sollte man viele Patienten auf einmal in den Kliniken haben, ist es kontraproduktiv, die gesundeten Patienten solange in den Kliniken zu behalten, bis auch die Tests negativ ausfallen“, so Eckerle weiter. Diese Tests seien zwar extrem empfindlich, aber sie weisen eben nur Virus-Genmaterial nach und sagen nichts über das Vorhandensein oder die Zahl infektiöser, „aktiver“ Viren nach.
Auch darf man nicht vernachlässigen, dass sich bei der Probenentnahme Fehler eingeschlichen haben könnten. So besteht die Möglichkeit, dass die ersten PCR-Tests, die bei den Patienten durchgeführt wurden, falsch-negativ ausgefallen sein könnten. Das RKI weist darauf hin, dass „falsch-negative Ergebnisse aufgrund schlechter Probenqualität, unsachgemäßem Transport oder ungünstigem Zeitpunkt (bezogen auf den Krankheitsverlauf) der Probenentnahme nicht ausgeschlossen werden können.“
Ob es sich bei den untersuchten Fällen also wirklich um Reinfektionen handelt, ist fraglich. Bis auf die schwankenden PCR-Test-Ergebnisse weist bislang nichts darauf hin, dass sich genesene Patienten tatsächlich neu mit SARS-CoV-2 anstecken können.
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