Vitamin D ist ein beliebtes Streitthema unter Ärzten. Diesmal geht es um einen Zusammenhang mit Diabetes. Laut einer gerade veröffentlichten Studie sollen Patienten mit Vitamin-D-Mangel ein fünffach erhöhtes Diabetes-Risiko haben im Vergleich zu Menschen ohne Mangel.
In einer epidemiologischen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen Vitamin D und Diabetes hergestellt: Das Risiko, Diabetes zu entwickeln, soll für Personen mit einem Mangel an Vitamin D deutlich höher sein als für jene ohne Mangel, so das Ergebnis einer Forschergruppe der University of California San Diego School of Medicine und der Seoul National University. Die Teilnehmer der Studie waren ursprünglich Probanden der Rancho Bernardo Study, einer Kohortenstudie, die 1972 ins Leben gerufen wurde und sich seitdem verschiedenen epidemiologischen Fragestellungen widmet.
Die Vitamin-D-Versorgung wird anhand des Blutwerts 25-Hydroxy-Vitamin D oder 25-Hydroxycholecalciferol, in der Studie mit 25(OH)D abgekürzt, bestimmt. Für die Studie definierten die Forscher 30 ng/ml als 25(OH)D-Minimalwert für einen gesunden Menschen. Darüber, in welchem Bereich der Minimalwert anzusiedeln ist, wird schon lange gestritten. Der von den Studienautoren gewählte Wert liegt 10 ng/ml über dem, der 2010 vom Institute of Medicine (mittlerweile Teil der National Academies, einer Health advisory group der amerikanischen Regierung). Einige Experten fordern einen weit höheren Wert von 50 ng/ml. Von 1997 bis 1999 besuchten 1.098 Personen den Verlaufskontrolle-Termin bei dem ihr 25(OH)D-Status gemessen wurde. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 74 Jahre. Die Forschergruppe testete bei diesen Personen den Nüchternglukosewert und 2-Stunden-Glukosewert. Von den insgesamt 1.098 Testpersonen hatten 52 eine Krankengeschichte, die Diabetes involvierte, sie wurden deshalb von den anschließenden Untersuchungen ausgeschlossen. Weitere 60 Teilnehmer fielen aufgrund ihrer Nüchternglukosewerte (≥ 126 mg/dL bzw. 7.0 mmol/L) weg oder aufgrund fehlender Daten. Die Ergebnisse beim 2-Stunden-Glukosewert ergab bei 65 Teilnehmern > 200 mg/dL bzw. 11.1 mmol/L, auch sie wurden in den weiteren Untersuchungen nicht mehr berücksichtigt. Daraus ergab sich eine Summe von 903 Patienten. Im Zeitraum von 1997 bis 2009 wurden in dieser Gruppe 46 Fälle von Typ-2-Diabetes und 337 Fälle von Prädiabetes erfasst.
Studienteilnehmer mit einem 25-Hydroxycholecalciferol-Wert unter 30 ng/ml wurden als Personen mit Vitamin-D-Mangel eingestuft, erklärt Co-Autor Cedric Garland, Professor vom UC San Diego School of Medicine Department. Im Vergleich zu Personen mit Vitamin-D-Mangel haben jene, die ausreichend mit dem Vitamin versorgt sind, ein deutlich niedrigeres Risiko, an Diabetes zu erkranken: „Wir fanden heraus, dass das Risiko, Diabetes zu entwickeln, bei Studienteilnehmern mit einem 25-Hydroxycholecalciferol-Wert über 30 ng/ml nur ein Drittel betrug und bei jenen mit einem Wert über 50 ng/ml sogar nur ein Fünftel“, sagt Studienleiter Sue Park vom Seoul National University College of Medicine. Garland, der gerade an Zusammenhängen zwischen Vitamin-D-Werten und unterschiedlichen Arten von Krebs forscht, sieht in der Studie einen wichtigen Baustein in der epidemiologischen Forschung zu der Frage, inwiefern Vitamin-D-Mangel und ein erhöhtes Risiko für Diabetes zusammenhängen. In epidemiologischen Studien analysiert man den Verlauf von Krankheiten und die Faktoren, die unsere Gesundheit begünstigen oder beeinträchtigen. Nicht unbedingt kann man mit diesen Untersuchungen kausale Zusammenhänge beweisen, betont Garland.