Weltweit arbeiten Forscher auf Hochtouren, um eine mögliche Therapie gegen das neuartige Coronavirus zu entwickeln. Um Zeit zu gewinnen, setzen sie auf bereits zugelassene Wirkstoffe. Ein Blick in das wichtigste Studienregister.
Bei einer Recherche im Register ClinicalTrials.gov („Corona Virus Therapy“) findet man 64 Einträge (Stand: 22.02., 09:00 Uhr) zu laufenden Studien. Forscher untersuchen diverse Pharmaka hinsichtlich ihrer Wirkung gegen SARS-CoV-2.
Als besonders aussichtsreiche Kandidaten gelten Proteaseinhibitoren, sprich Lopinavir plus Ritonavir. Nukleosid-Analoga wie Ribavirin führen zu unsinnigen Basen im viralen Erbgut, was die Replikation ebenfalls stoppt. Und Interferone haben bekanntlich antivirale Eigenschaften.
Für die Studie (Phase 2) sollen 70 Patienten mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion rekrutiert werden. Sie erhalten randomisiert Lopinavir/Ritonavir plus Ribavirin plus Interferon Beta-1B versus Lopinavir/Ritonavir. Primärer Endpunkt ist die Zeit bis zum negativen PCR-Test. Als sekundäre Endpunkte wurden verschiedene Paramenter definiert, u.a. die Hospitalisierung und die Mortalität. Ergebnisse sollen ab Mitte 2022 vorliegen.
In Russland und China setzen Ärzte Umifenovir (Arbidol®) schon länger bei Patienten mit Influenza-Infektion ein. Jetzt untersuchen sie das Virustatikum auch bei Infektionen mit dem neuen Coronavirus (Phase 4). Geplant ist, 125 Patienten 2:2:1 zu randomisieren. Sie erhalten dann Lopinavir/Ritonavir, Umifenovir oder werden nur als Kontrollgruppe anhand klinischer Symptome versorgt.
Ziel der Studie ist, Umifenovir mit der recht häufig in Studien untersuchten Kombination Lopinavir/Ritonavir zu vergleichen. Ergebnisse sollen schon Mitte 2020 vorliegen. Auch hier ist der primäre Endpunkt die Virusfreiheit im PCR.
Aus der HIV-Therapie sind der Proteaseinhibitor Darunavir und der Booster Cobicistat schon lange bekannt. Die etablierten Wirkstoffe sind jetzt Teil einer klinischen Studie mit 30 Patienten (Phase 3). Sie erhalten randomisiert die Wirkstoffe oder werden nur anhand ihrer klinischen Symptome versorgt. Mit Resultaten ist Ende des Jahres zu rechnen.
Um in menschliche Zellen eindringen zu können, muss SARS-CoV-2 mit einem seiner Oberflächenproteine (Spike-Protein) an die Zelloberfläche binden. Eine Strategie ist, solche Proteine mit Antikörpern auszuschalten. Die Entwicklung ist noch in den Anfangsstadien.
Derzeit läuft eine Phase-1-Studie zur Sicherheit und Verträglichkeit mit 38 Probanden. Sie erhalten REGN3048 oder REGN3051, zwei Antikörper gegen das MERS-Coronavirus. Hier ist noch deutlich mehr Forschung nötig.
Derzeit laufen einige vielversprechende Studien, doch ein Problem bleibt ungeklärt: Forscher rekrutieren Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion unabhängig von ihrem Risikoprofil. Nur sind die Morbidität und die Mortalität gesunder Patienten verschwindend gering. Macht bei ihnen die Gabe von Arzneistoffen Sinn? Und wie reagieren alte, multimorbide Patienten auf die Pharmakotherapie?
Bildquelle:: Zuzanna K. Filutowska/Wikimedia Commons