Im NEJM berichten Forscher, wie schwierig es ist, Infizierte zu erkennen. Ihre Erkenntnisse konnten sie anhand von Deutschen gewinnen, die aus China zurückgeholt worden sind. Letztlich führen nur Rachenabstriche mit PCR-Diagnostik zum Ziel. Screenings anhand von Symptomen sind wertlos.
Am 1. Februar 2020 wurden 126 überwiegend deutsche Staatsangehörige, die sich in der Provinz Hubei aufgehalten hatten, nach Frankfurt evakuiert. Sie sollten nach Germersheim gebracht und dort für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden. Doch wer hat sich wirklich infiziert? Und wer war gesund?
Schon während des Fluges wurden 10 Passagiere isoliert. 2 Passagiere hatten Kontakt zu einer Person mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und 6 weitere berichteten über Symptome, die als klinisch relevant eingestuft worden waren. Weitere 2 Passagiere hatten potenziell erkrankte Familienmitglieder begleitet. Diese 10 Personen wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in das Universitätsklinikum Frankfurt gebracht und per PCR-Diagnostik untersucht. Alle Befunde waren negativ.
Die restlichen 116 Passagiere, darunter 23 Kinder, wurden zum medizinischen Untersuchungszentrum am Frankfurter Flughafen geschickt und von Ärzten betreut. Sie sollten vor allem mögliche grippeähnliche Symptome angeben. Alle waren beschwerde- und fieberfrei, bis auf einen Passagier, der eine Temperatur von 38,4 °C hatte und über Atemnot und Husten berichtete. Er wurde zur Bewertung in das Universitätsklinikum Frankfurt gebracht. Der Test zum Nachweis von SARS-CoV-2 durch RT-PCR eines Rachenabstrichs und einer Sputumprobe war negativ.
Insgesamt 114 Passagiere ohne Symptome stimmten einem freiwilligen Rachenabstrich zu. Zwei von ihnen (1,8 %) wurden mittels RT-PCR positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Darüber hinaus zeigte die Isolierung von SARS-CoV-2 aus beiden Proben in Zellkulturen eine potenzielle Infektiosität. Beide Patienten waren vermutlich kontagiös. Sie wurden isoliert, blieben jedoch 7 Tage nach der Aufnahme gesund und fieberfrei.
„Bei diesem Versuch, 126 Personen von Wuhan nach Frankfurt zu evakuieren, war ein symptombasiertes Screening-Verfahren bei der Erkennung einer SARS-CoV-2-Infektion bei 2 Personen, bei denen später Hinweise auf SARS-CoV-2 in einem Rachenabstrich festgestellt wurden, unwirksam“, schreiben Sebastian Hoehl und Kollegen vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main. „Wir haben festgestellt, dass bei Personen, die kein Fieber und keine Anzeichen oder nur geringfügige Anzeichen einer Infektion haben, ein potenziell infektiöses Virus ausgeschieden werden kann.“
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