Allergisch ausgelöste Entzündungen der Nasenschleimhaut gehören heute zum täglichen Leid vieler Kinder. Forschern ist es jetzt gelungen, genetische Einflüsse und Umweltfaktoren zu bewerten. Das Krankheitsbild gewinnt weiter an Komplexität.
In den letzten Jahren hat die Prävalenz allergischer Rhinitiden stark zugenommen. Als Ursachen sehen Forscher neben genetischen Faktoren vor allem die Luftverschmutzung und die steigende Hygiene. Linus B. Grabenhenrich vom Institut für Sozialmedizin an der Charité-Universitätsmedizin Berlin hat jetzt zusammen mit Kollegen Daten der Multizentrischen Allergie Studie (MAS) ausgewertet. In diese Kohorte wurden seit 1990 genau 1.314 Kinder aufgenommen. Sie kamen aus unterschiedlichen Großstädten Deutschlands. Ärzte befragten ihre Eltern und später Jugendliche selbst zu etwaigen Allergien. Verschiedene Labortests und Untersuchungen kamen noch mit hinzu.
Grabenhenrich wertete 13.179 Personenjahre aus; nicht alle Teilnehmer blieben bis zum Ende mit an Bord. Insgesamt erkrankten 290 Probanden an einer allergischen Rhinitis. 121 litten zusätzlich an Asthma. Hatten Vater oder Mutter selbst eine allergische Rhinitis, lag das adjustierte Hazard Ratio (aHR) bei 2,49. Bei Utrikaria waren genetische Einflüsse mit einem aHR von 1,32 deutlich geringer.
Rauchten Mütter in der Schwangerschaft und nahmen gleichzeitig L-Thyroxin ein, erhöhte sich beim Nachwuchs das Risiko, später an einer allergischen Rhinitis zu erkranken. Zumindest in der Studie erwies sich die Ernährung werdender Mütter als irrelevant. Das galt ebenfalls für verschiedene Entbindungsarten und für Frühgeburten. Zu den Kindern selbst: Eine frühe Sensibilisierung gegen Kuhmilch, Hühnereiweiß, Pollen oder Tierhaare war von Bedeutung (aHR: 4,53). Masern-Mumps-Röteln- oder BCG-Impfungen zeigten protektive Effekte gegen Rhinitis plus Asthma. Das traf auch zu, sollten Kleinkinder in den ersten drei Lebensjahren auf Tierfellen schlafen.
Apropos Tiere: Kinder, die regelmäßig Bauernhöfe besuchen, haben generell weniger allergische Erkrankungen. Forschern zufolge wurden entsprechende Veröffentlichungen von Laien aber falsch verstanden. Ausschlaggebend sind unzählige Mikroben – keinesfalls aber Dreck im wörtlichen Sinne. Mit extremer Hygiene erreichen Eltern genau das Gegenteil. Kürzlich veröffentlichte Daten zeigen sogar protektive Effekte, falls Familien ihr Geschirr mit der Hand reinigten – und nicht mit der Spülmaschine. Konsumierten Kinder fermentierte Lebensmittel und Produkte direkt vom Bauernhof, verringerte sich ihr Risiko weiter. Umwelteinflüsse bleiben das beherrschende Thema, auch bei allergischer Rhinitis.