Ein umfassender chinesischer Artikel beschreibt den Ausbruch und Verlauf von SARS-CoV-2. Doch die Publikation hinterlässt mehr Zweifel als neue Fakten zu liefern.
Das Chinese Center for Disease Control and Prevention (CCDC), Chinas oberste Seuchenschutzbehörde, hat erstmals umfassende Daten zum SARS-CoV-2-Ausbruch veröffentlicht. Basis der Analyse waren 72.314 Patientenakten mit folgender Charakteristik der Fälle:
Die bestätigten Fälle betrafen vor allem Patienten im Alter von 30 bis 79 Jahren (86,6 Prozent), also kaum Kinder oder Jugendliche. In den meisten Fällen war der Verlauf mild (80,9 Prozent). Bis zum 11. Februar kam es laut Publikation zu 1.023 Todesfällen, was einer Mortalität von 2,3 Prozent entsprechen würde. Hier haben die Autoren alle Todesfälle, unabhängig von der Bestätigung per PCR, berücksichtigt. Sie sprechen generell von einer sinkenden Zahl an Neuinfektionen.
Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen in an der Klinik Schwabing, hat sich die Publikation angesehen. „Zunächst erscheint die epidemiologische Kurve der sinkenden Anzahl von bestätigten Diagnosen ermutigend, über die die CCDC in der Publikation berichtet“, sagt der Experte gegenüber dem Science Media Center Deutschland. „Aber als Kliniker hege ich noch Zweifel, ob es sich dabei schon um die erhoffte Trendwende bei diesem gewaltigen Ausbruch handelt.“
Sein Kritikpunkt: „Nach Berichten aus China hat dort ja zeitweise die Verfügbarkeit der Nachweisdiagnostik (RT-PCR) abgenommen, sodass ich hinter diesen Meldezahlen der PCR-bestätigten Fälle zumindest in Hubei ein Fragezeichen setzen würde. Dort wurden sicher nicht alle Erkrankten diagnostiziert.“
Auch an der Methodik hat Wendtner Zweifel: „Im Festland von China werden zudem vor allem jene Fälle gezählt, bei denen Patienten bereits Symptome von COVID-19 zeigen, ganz anders als die Empfehlung der WHO, wonach PCR-positive Fälle auch dann als bestätigt gezählt werden, selbst wenn der Patient (noch) keine Symptome zeigt.
Generell rechnet er mit einer hohen Dunkelziffer: „Wer geht denn jetzt noch ins Krankenhaus zum Arzt, wenn er Angst hat, unter Quarantäne steht und die Wohnung ohnehin nur schwer verlassen kann?“
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