Mittels eines systematischen CT-Screenings lässt sich die Sterblichkeit durch Lungenkrebs senken. Dies ist das Ergebnis einer groß angelegten mehrjährigen Studie, die nun veröffentlich wurde.
Im Rahmen der belgisch-niederländischen NELSON-Studie wurden mehr als 15.000 (Ex-)Raucher (13.195 Männer, 2.594 Frauen) im Alter von 50–74 Jahren ab 2004 begleitet, um die Wirksamkeit eines regelmäßigen Lungenkrebs-Screenings systematisch zu untersuchen. Die Patienten wurden in eine Screening- und eine Kontrollgruppe randomisiert. Erstere erhielten jeweils eine Low-Dose CT-Untersuchung des Thorax bei Studienbeginn sowie nach 1, 3 und 5,5 Jahren. Anschließend erfolgte ein 10-jähriges Follow-Up, dessen Ergebnisse nun im The New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden.
Bereits 2011 hatte das US-amerikanische National Lung Screening Trial (NLST) eine 20 % geringere Mortalität durch Low-Dose CT-Screening unter Hoch-Risiko-Patienten gezeigt, damals verglichen mit einem Screening mittels konventionellem Thorax-Röntgen. Wenngleich die Ergebnisse signifikant und deutlich waren, stellten uneindeutige Folgestudien sowie eine hohe Rate an falsch-positiven Befunden diese doch in Frage. NELSON soll diese Lücke nun schließen.
Innerhalb von 10 Jahren Follow-Up konnten in der Screening-Gruppe 341 und in der Kontroll-Gruppe 304 Lungenkrebs-Diagnosen gestellt werden (5,58 bzw. 4,91 pro 1.000 Personenjahre). Im selben Zeitraum waren in der Screening-Gruppe signifikant weniger Patienten an Lungenkrebs verstorben als in der Kontrollgruppe, was einer Risikoreduktion von 24 % entspricht (156 vs. 206 Patienten, p=0,01).
Sicherlich mit verantwortlich für dieses Ergebnis ist die häufigere, frühere Detektion in der Screening-Gruppe, in welcher 58,6 % der Patienten im heilbaren Stadium I diagnostiziert wurden (vs. 13,5 % in der Kontroll-Gruppe). Genau umgekehrt verhält es sich mit dem bereits metastasierten Stadium IV (9,4 % vs. 45,7 %).
Die genannten Ergebnisse beziehen sich auf die deutlich größere Gruppe der männlichen Probanden; für die Subgruppe der Frauen fielen die Ergebnisse allerdings tendentiell noch positiver aus.
Eine häufige Kritik an Screening-Programmen wie zum Beispiel der Mammographie ist ihre bisweilen hohe Rate an fälschlicherweise als pathologisch eingestuften Befunden. Auch Überdiagnosen, also die Detektion von Erkrankungen, die womöglich niemals symptomatisch geworden wären, nun aber eventuell sogar unnötige invasive Untersuchungen und Behandlungen nach sich ziehen, kommen gar nicht so selten vor.
Mittels Volumen-CT wurden in der NELSON-Studie insgesamt nur 1,2 % falsch-positive Befunde erhoben (264/22.600), was einem positiv-prädiktiven Wert von 43,5 % entspricht. Das bedeutet, dass beinahe die Hälfte aller Befunde, die als verdächtig eingestuft wurden, auch tatsächlich einem Lungenkarzinom entsprachen. Zum Vergleich: Eine aktuelle Studie zur Mammographie berichtet über Werte von 12-16 %.
Die berechnete Rate an Überdiagnosen lag bei weniger als 10 % nach 11 Jahren Follow-Up. Bedingt durch das Screening selber kam es zu keinen adverse events, es gab auch keine großen Unterschiede in der Gesamtmortalität zwischen beiden Gruppen (wenngleich die Autoren einräumen, dass ihre Studie auf Grund der hierfür benötigten immensen Fallzahlen keine ausreichende statistische Power aufweist, um dies abschließend zu beurteilen).
Die Frage, ob man mittels eines CT-Screenings die lungenkrebsbedingte Sterblichkeit senken kann, ist somit eindeutig positiv beantwortet. Das ist jedoch nur der erste Schritt. Ein Screening-Programm muss auch aus gesundheitsökonomischer Sicht, insbesondere angesichts bereits heute begrenzter Bildgebungs-Kapazitäten, vertretbar sein.
Es sind also weitere Studien gefordert, um zu definieren, für welche Gruppen und in welchen Intervallen ein Screening sinnvoll ist.
Bildquelle: National Cancer Institute, Unsplash