Viele Patienten mit Darmkrebs leiden im Verlauf der Therapie oder als Folge der Erkrankung selbst unter Verstopfung und anderen Verdauungsbeschwerden. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, die Sie Ihren Patienten bei Obstipation mit an die Hand geben können.
Durchfall oder Verstopfung, starke Blähungen oder Darmgeräusche – Darmkrebspatienten leiden häufig an Verdauungsproblemen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können von Bewegungsmangel, über Therapienebenwirkungen und Ernährungsveränderungen bis zu Beeinträchtigungen durch eine Operation reichen. Die Ernährungsprobleme wirken sich dabei häufig belastend auf den Alltag aus. Bei einigen Darmkrebspatienten kommt auch noch die anfängliche Herausforderung im Umgang mit einem Stoma hinzu. Mit einer umsichtigen Ernährung können Ihre Patienten jedoch den Beschwerden begegnen und Nebenwirkungen mildern.1 Hier finden Sie einige Tipps zum Thema Obstipation.
Ballaststoffreiche Kost kann bekanntermaßen die Darmtätigkeit anregen und die Darmpassage beschleunigen. Die empfohlene Aufnahmemenge liegt laut der DGE bei mindestens 30 g pro Tag.2 Allerdings fällt die Aufnahme von ausreichend Ballaststoffen sogar gesunden Menschen schwer: Laut der Nationalen Verzehrsstudie II erreichen nur 3/4 der Frauen und etwa 2/3 der Männer den täglichen Bedarf. Die Aufnahme von 30 g Ballaststoffen pro Tag lässt sich zum Beispiel mit drei Scheiben Vollkornbrot, einer Portion Früchtemüsli, zwei großen Kartoffeln, zwei mittelgroßen Möhren, zwei Kohlrabi, einem Apfel und einer Handvoll Nüsse erreichen.3
Bei einer gesteigerten Ballaststoffaufnahme wird empfohlen besonders auf zwei Punkte zu achten:
Für die meisten Darmkrebspatienten ist eine vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen empfehlenswert. Eine Kohortenanalyse von Song und Kollegen ergab sogar, dass Patienten, die nach der Diagnose eines nicht-metastasierten Kolorektalkarzinoms (CRC) ihre Ballaststoffzufuhr erhöhten, Hinweise auf ein verbessertes Überleben zeigten. Die gesteigerte Aufnahme war sowohl mit einer geringeren Gesamtmortalität als auch mit einer niedrigeren krebsspezifischen Mortalität assoziiert.5
Sauermilchprodukte (z. B. Joghurt, Buttermilch, Kefir), milchsaures Gemüse wie Sauerkraut, Apfelsaft und Obst können leicht abführend wirken und der Obstipation auf natürliche Weise entgegenwirken. Auch kohlensäurehaltige Getränke wie Mineralwasser können helfen, die Darmmotilität anzuregen.6,7 Womöglich wissen Ihre Patienten nicht, welche Lebensmittel im Gegensatz dazu stopfend wirken. Deshalb kann es auch helfen, wenn Sie ihnen von Schokolade/Kakao, geriebenen Äpfeln, Bananen, Heidelbeeren und schwarzem Tee abraten.6,8
Gerade bei Krebspatienten kann auch der Bewegungsmangel zu Verstopfung führen. Bewegung wirkt dagegen anregend auf die Darmtätigkeit. Einige Krebspatienten sind allerdings verunsichert, wenn es um sportliche Betätigung geht. In solchen Situationen können Sie mit Ihren Patienten gemeinsam überlegen, wie sich mehr Bewegung oder sogar Sport in ihren Alltag einbauen lässt, damit ihr Darm wieder in Schwung kommt.6
Bei einigen Patienten mit Verdauungsbeschwerden können auch Abführmittel eine Option sein. Es gibt wenig klinische Studien zur Anwendung von Laxativa in der Onkologie, verlassen Sie sich deshalb auf Leitlinienempfehlungen und Erfahrung.9 Die Leitlinie zur chronischen Obstipation nennt beispielsweise Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat als Mittel der ersten Wahl bei akuter funktioneller und chronischer Verstopfung.10 Letztendlich muss aber die Gesamtsituation des Patienten berücksichtigt werden. Bei Verdacht auf eine Obstruktion sind Abführmittel sowie Methylnaltrexon zum Beispiel kontraindiziert.9
Das Thema Verdauung ist bei vielen Patienten mit Scham belegt und sie sprechen nicht gerne darüber. Dabei ist es wichtig, die Problematik offen zu kommunizieren, denn die Ursachen für Obstipation bei Krebspatienten können sehr unterschiedlich sein und von Bewegungsmangel bis zur Nebenwirkung einer Schmerztherapie mit Opioiden reichen. Damit variieren auch die Behandlungsoptionen zum Teil stark.4,9 Meist können jedoch schon kleine Anpassungen im Ernährungsverhalten die Symptomatik lindern. Ermutigen Sie ihre Patienten sich mit ihrer Ernährung auseinanderzusetzen, denn Essen ist bedeutend für den Erhalt der Lebensqualität. Viele hilfreiche Tipps und Rezeptvorschläge für Ihre Patienten mit Darmkrebs finden Sie hier.
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