Die Genschere arbeitet offenbar nicht so präzise wie angenommen. Bei Gentherapien ist das problematisch. Wie lässt sich die Methode sicherer machen?
Die CRISPR/Cas-Methode war eine der sensationellsten Entdeckungen des letzten Jahrzehnts. Innerhalb weniger Jahre ist sie zum Standardwerkzeug in Laboren geworden, sogar genveränderte Babys wurden inzwischen geboren. Das bakterielle Abwehrsystem gilt als günstige, präzise und sichere Methode, um Gene gezielt zu editieren. Gestern veröffentlichten Forscher eine Studie, in der sie die Methode zur Weiterentwicklung der CAR-T-Zelltherapie genutzt haben. Sie haben sogar schon drei Krebspatienten damit behandelt, hier nachzulesen.
Trotz dieser aktuellen Studie – zuletzt blieben die Erfolge der Genschere hinter den Erwartungen zurück. Vielmehr mehrten sich die Hinweise, dass es manchmal an der Präzision des molekularen Werkzeugs hapert. So zeigen Versuche, dass der Einsatz von CRISPR/Cas zu unerwünschten Schäden im Erbgut führen kann. Sogar große Genabschnitte seien dabei verlorengegangen oder verkehrtherum wieder in das Erbgut eingesetzt worden, berichten Forscher.
Solche Off-Target-Effekte wären beim therapeutischen Einsatz denkbar schlecht. Zwar sollte man deshalb die Methode nicht gleich für unsicher oder sogar gefährlich halten. Doch wäre es gut zu wissen, wie man dieser mächtigen Technik Einhalt gebieten könnte.
Wie man den Einsatz der Genschere sicherer und effizienter machen könnte, zeigt ein Bericht in Nature: Darin heißt es, dass man sich das Abwehrsystem von Viren, genauer Bakteriophagen, zunutze machen könnte. Mithilfe von anti-CRISPR-Proteinen wehren sich die Viren gegen die bakterielle Genschere. Diese Proteine sind in Lage die Schere zu stoppen oder sogar ganz auszuschalten. Damit lassen sich Off-Target-Effekte kontrollieren.
Die Proteine können aber auch als „Schalter“ benutzt werden, um die Genschere zeitlich begrenzt oder gewebsspezifisch einzusetzen. Erste Versuche im Tierexperiment haben schon funktioniert: Forscher konnten eine Genschere mithilfe eines Schalters gezielt in der Leber von Mäusen aktivieren. Nur dort fand die Geneditierung statt.
Von der klinischen Anwendung dieser anti-CRISPR-Proteine ist man zwar noch weit entfernt. Doch Jennifer Doudna, Biochemikerin von der Berkley University in Kalifornien, stellt ihre Wichtigkeit heraus. Sie erklärt gegenüber Nature: “Wir müssen diese Technologie [CRISPR/Cas] kontrollieren können, um sicherzugehen, dass wir die Veränderung bekommen, die wir haben wollen und nichts anderes.”
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