Ein PAP-Test verrät mehr über Patientinnen als bisher vermutet: Mit dem zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzten Test könnten auch noch zwei weitere Krebsarten erkannt werden, so lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Beim PAP-Test entnimmt der Arzt innerhalb der gynäkologischen Untersuchung einen zytologischen Abstrich der Portio und der Cervix uteri. Gewebe und Flüssigkeit, das im Zuge der Untersuchung gesammelt wird, war Forschungsgrundlage einer Studie, die Wissenschaftler an der Johns Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore, Maryland durchführten.
Das entnommene Material enthält auch Zellen des Uterus und der Eierstöcke. Die Studienautoren gingen deshalb davon aus, dass sich der Test auch dazu eignet, Endometriumkarzinome und Ovarialkarzinome zu entdecken, wenn die Proben einem Gentest unterzogen werden. Für das Entnehmen der Proben verwendeten sie unterschiedliche Pinsel: Herkömmliche PAP-Pinsel und einen speziell entwickelten „Tao brush“ und verglichen die Ergebnisse. PapSEEK, wie die Forscher ihren weiterentwickelten Test nennen, zeigt Veränderungen in der DNA auf, durch die sich erwähnte Krebsarten identifizieren lassen. Das betrifft 18 bestimmte Gene, die bei entnommenen Proben auf auffällige Mutationen untersucht werden. Außerdem werden Gewebe und Flüssigkeit hinsichtlich einer Aneuploidie, einer abnormalen Zahl an Chromosomen in den Zellen, geprüft. Die Ergebnisse sprechen für eine mutationsbasierte Diagnostik, sie könnte eine frühzeitige Entdeckung der beiden Krebsarten ermöglichen.
„Die Behandlung von Endometrium- und Ovarialkarzinomen erfordert oft Operationen und, in manchen Fällen, Chemotherapie oder Bestrahlung“, sagt Amanda Nickles Fader, Leitung der Gynäkologie an der Johns Hopkins University School of Medicine in der aktuellen Pressemitteilung. „Zudem leiden junge Frauen mit dieser Diagnose häufig an Infertilität“, ergänzt die Studien-Co-Autorin. Im Moment gibt es kein Screening, um Karzinome des Gebärmutterkörpers festzustellen. Eine frühere Entdeckung der Erkrankung mithilfe des neuen Tests könnte bessere Therapieerfolge möglich machen, bei vielen Patienten bliebe die Fruchtbarkeit erhalten, argumentiert Fader. „Gynäkologische Krebserkrankungen sind verantwortlich für geschätzt 25.000 Tode pro Jahr und sind die dritthäufigste Ursache für krebsbedingte Sterblichkeit“, sagt Studien-Co-Autor Nickolas Papadopoulos und bezieht sich dabei auf die USA. Gemeint sind hier sämtliche Krebserkrankungen im weiblichen Genitalbereich. Über 63.000 Frauen werden jedes Jahr in den USA mit Gebärmutterkörperkrebs diagnostiziert, davon sterben jährlich über 11.000 Frauen. Eierstockkrebs ist seltener aber eher tödlich: Von 22.000 betroffenen Frauen sterben jährlich 14.000, so die Angaben der Forschergruppe. Krebsneuerkrankungen in Deutschland, gereiht nach Häufigkeit (krebsdaten.de) Hierzulande ist die Situation etwas anders. Im Jahr 2014 gab es 4.540 Neuerkrankungen beim Gebärmutterkörperkrebs mit einem Anteil an 4,8 Prozent an allen bösartigen Neubildungen von Krebserkrankungen. Damit stehen Karzinome des Gebärmutterkörpers auf Platz vier der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und sind die häufigste der weiblichen Genitalorgane, so die Daten des aktuellsten Krebsberichts des Robert Koch Instituts von 2013/2014. Im Laufe ihres Lebens erkrankt eine von 49 Frauen an einem Endometriumkarzinom und eine von 200 stirbt daran. Die Erkrankung wird in 80 Prozent der Fälle im frühen T1-Stadium erkannt. Im Jahr 2014 lebten 79.000 Frauen in Deutschland, bei denen im Zeitraum von 2004 bis 2014 ein Korpuskarzinom diagnostiziert wurde. Beim Ovarialkarzinom betrug die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2014 7.250, darauf entfallen 3,2 Prozent aller bösartigen Neuerkrankungen der Frauen und 5,3 Prozent aller krebsbedingten Sterbefälle. Die Diagnose wird meist erst in einem späten Stadium (60 Prozent im Stadium T3) gestellt, das relative 5-Jahres-Überleben liegt deshalb bei 41 Prozent. In Deutschland lebten im Jahr 2014 ca. 33.000 Frauen, die innerhalb der vergangenen 10 Jahre an einem Ovarialkarzinom erkrankt waren.
Die Forschergruppe untersuchte insgesamt 1.958 Proben, die 1.658 Frauen entnommen wurden, darunter befanden sich 658 Endometrium- oder Ovarialkarzinom-Patienten und 1.002 gesunde Kontrollpersonen. Manche Studienteilnehmer stellten zwei Proben zur Verfügung. Die mit Pinsel untersuchten Proben stammten von 382 Endometriumkarzinom-Patienten und 245 Ovarialkarzinom-Patienten. Mit der PapSEEK-Methode konnte mit einer 99-prozentigen Sicherheit festgestellt werden, dass eine Krebserkrankung vorliegt. Der Test konnte 81 Prozent der Endometriumkarzinome (78 Prozent davon waren Krebserkrankungen im Frühstadium) und 33 Prozent der Ovarialkarzinome (34 Prozent) nachweisen. Johns Hopkins University Um zu noch genaueren Ergebnissen zu kommen, verwendeten die Forscher teilweise den „Tao brush“, einen speziellen Pinsel, mit dem man weiter in den Zervixkanal gelangt und Zellen entnehmen kann, die sich näher an den Stellen befinden, an denen sich Karzinome entwickeln können. Intrauterine Proben sind besonders wichtig, um Ovarialkarzinome zu entdecken, erklärt Studienmitglied Lucy Gilbert, Leiterin der gynäkologischen Onkologie am McGill University Health Centre in Montreal, Kanada. Von den 123 Endometriumkarzinom-Patienten, bei denen die Probe mit dem Tao brush entnommen wurde, konnte mit PapSEEK die Krebserkrankung in 93 Prozent der Fälle identifiziert werden. Bei den 51 Ovarialkarzinom-Patienten kamen die Forscher auf 45 Prozent – wenn zusätzlich auch noch ein Bluttest durchgeführt wurde, waren es 63 Prozent. Falsch-positive Ergebnisse gab es nicht. Die neue Methode könnte vor allem in Hinsicht auf Ovarialkarzinome von großer Bedeutung sein. Die bisher meist erst im späten T3-Stadium diagnostizierte Krebserkrankung der Eierstöcke könnte dadurch früher entdeckt und behandelt werden.