Eine einmalige Dosis Psilocybin könnte die psychische Verfassung von Krebspatienten verbessern. Die Wirkung scheint sogar langfristig anzuhalten, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2016 klangen vielversprechend: Forscher der New York University School of Medicine hatten gezeigt, dass eine einmalige Dosis Psilocybin in Kombination mit Psychotherapie zur sofortigen Verbesserung von Angst und Depression bei Krebspatienten führte. Wie eine aktuelle Langzeit-Analyse jetzt zeigt, scheint der Effekt auch über Jahre anzuhalten.
An der ursprünglichen Studie nahmen 29 Krebspatienten teil, die entweder Psychotherapie plus eine einmalige niedrige Dosis Psilocybin (0,3 mg/kg) oder Niacin (250 mg) als aktives Placebo erhielten. Nach 7 Wochen war im Studiendesign ein Cross-Over vorgesehen, sodass diejenigen Patienten, die vorher ein Placebo erhielten, anschließend ebenfalls die halluzinogene Substanz erhielten.
Bei 83 Prozent der Probanden führte die Einnahme von Psilocybin zur sofortigen Verbesserung der psychischen Verfassung, verglichen mit nur 14 Prozent in der Placebo-Gruppe. Das Follow-Up nach 6,5 Monaten zeigte, dass die Effekte anhielten. Psilocybin führte in Kombination mit Psychotherapie zum Rückgang der krebsbedingten Hoffnungslosigkeit, steigerte das geistige Wohlbefinden und erhöhte die Lebensqualität.
Die aktuelle Studie zeigt die Ergebnisse des Follow-Ups nach 3 und 4,5 Jahren. Offenbar hält die positive Wirkung der Substanz auch über Jahre hinweg an. Beinahe alle 14 noch lebenden Krebspatienten beschrieben die Psilocybin-unterstützte Psychotherapie als eine „lebensverändernde Erfahrung“. An beiden Follow-Up-Punkten ließen sich ein nachhaltiger Rückgang von Angst, Depression, Hoffnungslosigkeit und Todesangst feststellen.
Warum Psilocybin so langfristig wirkt, kann man sich noch nicht erklären. Der pharmakologisch aktive Metabolit von Psilocybin ist Psilocin. Dieses interagiert als hochaffiner Partialagonist mit dem Serotoninrezeptor 5-HT2A. Hierauf wird die psychotrope Wirkung der Substanz zurückgeführt. Allerdings bindet es nicht dauerhaft an den Rezeptor, was eine langfristige Wirkung erklären könnte.
Die US-Gesundheitsbehörde FDA setzt offenbar große Hoffnungen in die Droge. Inzwischen hat sie bereits zwei in klinischen Studien getestete Psilocybin-Therapien als „Durchbruch“ bezeichnet. Mit dem Status einer „Durchbruchstherapie“ hat die Entwicklung eines Arzneimittels ausdrücklich Priorität. Im vergangenen Jahr hatte die FDA zuletzt dem Usona Institute eine Studie genehmigt, in der Patienten mit behandlungsresistenter Depression (MDD) mit dem Wirkstoff therapiert werden.
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