Ein 16-jähriges Mädchen kommt in die Notaufnahme, da sie sich seit Wochen immer wieder spontan übergeben muss. Schnell läuft es auf eine Operation raus - doch diese bringt nicht den erhofften Erfolg.
Eine 16-Jährige stellt sich mit Magenbeschwerden in der Notaufnahme vor. Seit längerer Zeit muss sie sich vermehrt spontan übergeben – manchmal schon, wenn sie sich nach vorne beugt, um die Schuhe zu binden. Zudem schmerzt ihr Brustbereich und sie hat oft einen sauren Geschmack im Mund. Wenn sie isst, wird sie extrem schnell satt. Ihr BMI beträgt deshalb in zwischen nur noch 17,5. Der Alltag wird zunehmend zur Herausforderung, die Lebensqualität beeinträchtigt. Bereits im Alter von 14 Jahren wurde bei der Patientin eine Bulimie diagnostiziert, die in einem BMI von 10,5 resultierte. Mit psychotherapeutischer Hilfe kämpfte sie sich zurück in ein normales Leben. Bis jetzt.
Doch die klinische Untersuchung gibt den Ärzten keinen Hinweis auf die Ursache des Problems, auch die Blutwerte sind allesamt unauffällig. Sie entscheiden sich für Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel. Als ihnen die Bilder vorliegen, staunen sie nicht schlecht: Der obere Teil des Magens liegt nicht wie anatomisch korrekt im Abdomen, sondern ist in den Thorax verlagert. Der Hiatus oesophageus der eigentlichen Trennwand, also des Zwerchfells, ist so geweitet, dass sich ein Teil des Magens durchdrücken kann. Diese Anomalie erklärt auch den gastro-oesophagealen Reflux der jungen Patientin. Eine Operation soll der Patientin helfen: Die Chirurgen verlegen laparoskopisch den Magen zurück ins Abdomen, verkleinern den Hiatus und führen eine anteriore Hemifundoplikatio durch, um den Reflux zu unterbinden.
Tatsächlich bessern sich die Symptome der Patientin initial. Doch dabei soll es nicht bleiben. Vier Wochen später steht sie wieder in der Notaufnahme – wieder Übelkeit, wieder Erbrechen. Die nun angefertigten Bilder sind allerdings unauffällig. Eine Behandlung mit Dimenhydrinat, ebenso wie eine Ernährungsumstellung mit kleineren, dafür aber häufigeren Mahlzeiten schlagen nicht an.
Fünf Monate vergehen ohne signifikante Besserung. MRT-Aufnahmen enthüllen dann, dass das Duodenum bis zur Unterkreuzung der A. mesenterica superior, die aus der Aorta kommt, extrem geweitet und danach verengt ist. Normalerweise beträgt der Winkel zwischen den Blutgefäßen 40 bis 60 Grad. Bei ihr sind es nur 14 Grad und somit überrascht es wenig, dass die Nahrungsaufnahme kaum gelingt.
Man spricht vom sogenannten Wilkie-Syndrom. Die Engstelle wird sofort chirurgisch versorgt, indem laparoskopisch eine Duodenojejunostomie durchgeführt wird. Sechs Tage später kann die Patientin entlassen werden und abgesehen von Nachuntersuchungen erscheint sie nicht wieder.
Text- & Bildquelle: © Frongia et al. / International Journal of Surgery Case Reports
Bildquelle: pixnio