Nach der umstrittenen Novelle zur Bundes-Apothekerordnung (BapO) geht es Schlag auf Schlag weiter. Online-Diskussionen zum Berufsbild sind seit 1. November in vollem Gange. Bleibt als Frage: Welche Zukunft hat das Pharmaziestudium?
Hermann Gröhe (CDU) hat Pharmazeuten mit seiner Novelle zur Bundes-Apothekerordnung (BApO) wenig Gutes getan. „Ausübung des Apothekerberufs ist die Ausübung einer pharmazeutischen Tätigkeit, insbesondere die Entwicklung, Herstellung, Prüfung oder Abgabe von Arzneimitteln unter der Berufsbezeichnung ‚Apotheker‘ oder ‚Apothekerin‘“, heißt es im ursprünglichen Text. Der Bundesgesundheitsminister fasst pharmazeutische Tätigkeiten jetzt weitaus präziser.
Im Fokus stehen Herstellung, Prüfung, Qualitätserhaltung, Lagerung und Abgabe von Arzneimitteln. Meldungen zu unerwünschten Effekten, Beratung und Leistungen zur Prävention kommen mit hinzu. Die Formulierungen sind Sprengstoff. Tätigkeiten außerhalb öffentlicher Apotheken oder Krankenhausapotheken finden sich kaum wieder. Das zieht sozialrechtliche Fragen nach sich. Wer ist künftig Mitglied in Versorgungswerken - und wer wird von Zahlungen an die Deutsche Rentenversicherung Bund befreit?
Standesvertreter lassen nicht locker. Während das heiß diskutierte und mittlerweile verabschiedete Dokument „Apotheke 2030“ ein Perspektivpapier im Sinne des Wirtes darstellt, geht es beim aktuellen Entwurf eher darum, alle Facetten des Berufsbildes zu erfassen. Bereiche außerhalb öffentlicher Apotheken oder Krankenhausapotheken werden ausdrücklich thematisiert, sprich Industrie, Bundeswehr, Prüfinstitutionen, Hochschulen, Verwaltung oder Ausbildung. Unter www.berufsbild-apotheker.de finden alle approbierten Pharmazeutinnen und Pharmazeuten einen neuen Entwurf zu den Perspektiven ihres Berufsstandes.
Nach einer Präambel – hier greift der Entwurf umstrittene Punkte der BApO auf – geht es um unterschiedliche Tätigkeiten. Bei öffentlichen Apotheken fallen Aspekte des Papiers „Apotheke 2030“ auf. Im Mittelpunkt steht die ordnungsgemäße Versorgung von Patienten. Ärzte finden nur noch als Teil heilberuflicher Netzwerke Erwähnung. Die zentralen Bereiche sind „Versorgung“, „Information und Beratung“, „Herstellung, Prüfung und Qualitätssicherung“ sowie „weitere Aufgaben“. Unter „Information und Beratung“ nimmt das Thema Medikationsmanagement eine breite Rolle ein.
Kollegen haben noch bis Ende November die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Bislang wurden vor allem einzelne Textpassagen kommentiert, aber keine grundlegenden Änderungen vorgeschlagen. Anschließend befasst sich eine Arbeitsgruppe mit den Kommentaren. Der überarbeitete Entwurf soll im Frühjahr 2016 verabschiedet werden. Bleibt zu hoffen, dass ein neues Berufsbild als Basis dient, um das Pharmaziestudium – respektive die Approbationsordnung für Apotheker – zu novellieren. Experten wie Professor Dr. Hartmut Derendorf, University of Florida, sehen an vielen Stellen Reformbedarf.