Eine Trendanalyse zum hiesigen Antibiotika-Einsatz zeigt, dass Ärzte 2014 bei Kindern und Jugendlichen signifikant weniger Antibiotika verordneten als 2008. Bei den Erwachsenen ist hingegen kein rückläufiger Trend erkennbar und der Einsatz von Cephalosporinen steigt gefährlich an.
„Unsere aktuellen Analysen belegen, dass die Antibiotika-Therapie bei Kindern und Jugendlichen weiterhin statistisch signifikant rückläufig ist“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, Leiter des Versorgungsatlas und Erstautor der aktuellen Trendanalyse. Die (Kinder-)Ärzte verordnen Antibiotika in geringeren Dosierungen und seltener. Leicht rückläufig ist der Einsatz von Antibiotika auch bei älteren Menschen jenseits des 70. Lebensjahres, vor allem in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Bei der großen Altersgruppe der 15-69-Jährigen griffen Ärzte unverändert häufig zum Rezeptblock. Deutlich sind regionale Unterschiede bei den Verordnungshäufigkeiten. Generell verordnen die Ärzte in den alten Bundesländern, insbesondere in Westdeutschland, mehr Antibiotika als in den neuen. Kritisch ist der bundesweit gestiegene Einsatz der Cephalosporine bei Erwachsenen und Senioren. „Insbesondere ab der zweiten Generation gilt diese Wirkstoffklasse aufgrund ihres breiteren Wirkungsspektrums als Reservegruppe, die schweren Infektionen vorbehalten sein sollte“, erklärt Bätzing-Feigenbaum. „Diese Antibiotika gelten als eine der Ursachen für die Entwicklung von Multiresistenzen, denen unbedingt entgegengewirkt werden muss. Ein statistisch signifikanter Verordnungsanstieg bereitet uns daher große Sorge.“ Verordnetes Antibiotikavolumen in DDD pro 1.000 GKV-Versicherten nach Bundesländern 2008 (links) und 2014. DDD = Definierte Tagesdosis. © Versorgungsatlas Veränderten Leitlinien der Urologen und Allgemeinmediziner könnte hingegen der rückläufige Einsatz von Fluorchinolonen bei älteren Patienten zu verdanken sein. Fluorchinolone gelten als Hauptverursacher von schweren Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile, die mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden sind.
„Unsere Analysen liefern zwar keine Erklärung für die teilweise sehr deutlichen regionalen Unterschiede bei der Verordnung von Antibiotika“, betont Bätzing-Feigenbaum, „sie zeigen aber, in welchen Regionen besonderer Handlungsbedarf besteht. Der Atlas bietet Anhaltspunkte dafür, wo die Bevölkerung besonders aufgeklärt und Ärzte bei der sachgerechten Verordnung von Antibiotika unterstützt werden müssen.“ Originalpublikation: Versorgungsatlas