Vor wenigen Tagen sorgte ein
Artikel in der Washington Post für Aufsehen: Weil er sein eigenes Sperma zur künstlichen Befruchtung einer Patientin verwendet hatte, muss sich derzeit in den USA ein Gynäkologe vor Gericht verantworten. 1980 hatte sich ein junges Paar mit unerfülltem Kinderwunsch in Dr. Gerald Mortimers Behandlung begeben. Der Arzt diagnostizierte beim Mann eine verminderte Spermienanzahl. Er riet den beiden daher dazu, das Sperma im Falle einer künstlichen Befruchtung mit Spermien eines anonymen Spenders anzureichern.
Arzt und Vater in einem
Das Paar stimmte unter der Voraussetzung zu, dass es sich bei dem Spender um einen College-Studenten handle, der dem Mann äußerlich ähnlich sehe. Laut der Anklageschrift habe der Gynäkologe diesen Wunsch jedoch ignoriert und stattdessen bei allen drei Zyklen sein eigenes Sperma verwendet. Die Befruchtung war erfolgreich und neun Monate später brachte der Gynäkologe seine leibliche Tochter zur Welt – ohne den Eltern diese Tatsache mitzuteilen.
Tochter auf Spurensuche
Eben jene Tochter hat diese Vorgänge nun ans Licht gebracht. Sie hatte ihre DNA an die größte amerikanische Stammbaum-Datenbank geschickt, um mehr über ihre Vorfahren zu erfahren. Da sie nichts von der fertilitätsmedizinischen Behandlungen ihrer Mutter wusste, hielt sie das Ergebnis zunächst für fehlerhaft, da als Vater ein fremder Name aus der Datenbank angegeben war. Stutzig wurde sie erst, als sie feststellte, dass dieser Name mit dem des Arztes übereinstimmte, der nach ihrer Entbindung das „birth certificate“ unterzeichnet hatte. Vor der Presse hat der mittlerweile im Ruhestand befindliche Arzt hierzu noch keine Stellung bezogen. Ob die Vorwürfe den Tatsachen entsprechen und ob dies eventuell noch weitere Familien betrifft, bleibt abzuwarten.