Wenn durch die benigne Prostatahyperplasie Beschwerden entstehen, muss ich als Urologin reagieren. Ein neues Verfahren erweitert jetzt die Therapieoptionen.
Eine der häufigsten Erkrankungen des älteren Mannes ist die gutartige Vergrößerung der Prostata. Bei dadurch entstehenden Beschwerden oder bei höherer Restharnbildung sollte die Vergrößerung behandelt werden. Wenn Medikamente versagen, kommen operative Therapien zum Einsatz. Hier haben sich seit Jahren die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) und später auch transurethrale Laserverfahren als Goldstandard bewährt. Seit einiger Zeit drängen jedoch zunehmend neue Alternativen auf den Markt.
Eine dieser Alternativen ist die Aquablation mit dem AquaBeam®. Dieses Verfahren bietet gleich mehrere Neuerungen: Die Prostata wird ohne Hitzeeinwirkung behandelt und die Therapie ist weitgehend unabhängig vom Operateur.
Das Verfahren wird in Narkose durchgeführt. Ein transrektaler Ultraschall liefert in Echtzeit Bilder auf eine Konsole. Zeitgleich kann über ein eingeführtes Zystoskop ein Hochdruckwasserstrahl abgegeben werden. Zunächst aber wird an der Konsole auf dem Ultraschallbild in zwei Ebenen der Bereich markiert, der abgetragen werden soll. Die Eindringtiefe kann über das System gesteuert werden.
Der markierte Bereich wird dann per Hochdruckwasserstrahl scheibchenweise abgefräst, ähnlich wie in der Industrie Bauteile gestaltet werden. Der Operateur hat eine Sichtkontrolle des Wasserstrahls direkt über das Zystoskop und den rektalen Ultraschall. Die kleinteiligen Gewebeteilchen werden ausgespült und zur pathologischen Untersuchung eingesendet.
Da es in der klinischen Anwendung aber zu vermehrten Nachblutungen vor allem aus dem Blasenhalsbereich kam, koagulieren hier manche Operateure punktuell sichtbare Gefäße im Bereich des Blasenhalses, bevor für 2–3 Tage ein Katheter gelegt wird. So konnten Blutungskomplikationen deutlich minimiert werden, allerdings ist das Verfahren nicht für Patienten unter Antikoagulantien geeignet.
Um die Sicherheit und Nichtunterlegenheit der Methode zu überprüfen, wurden verschiedene Studien durchgeführt (hier, hier und hier abrufbar). Inzwischen wurden auch Daten von nicht selektionierten Patienten veröffentlicht.
Die Erfolgsraten sind nach zwei Jahren ähnlich denen nach TUR-P, allerdings mit einer deutlichen Verbesserung im IPS-Score, der die subjektiven Miktionsbeschwerden des Patienten angibt. Auch die Abnahme der Restharnmenge ist gleich. Die Rate der Komplikationen war ebenfalls nach der Aquablation nicht höher, allerdings war die Reinterventionsrate nach 2 Jahren mit 4,3 % zu 1,5 % etwas schlechter als nach TUR-P.
Die OP-Zeit ist relativ kurz und liegt im Durchschnitt bei 20 min, wobei hier die Zeit der gesamten Prozedur inklusive Einlage der Geräte gemessen wurde. Die reine Aquablation benötigt dabei aber nur wenige Minuten. Nachdem zunächst nur Patienten mit mittelgroßen Drüsen behandelt wurden, sind inzwischen auch Patienten mit Drüsen zwischen 12 ml und über 200 ml Volumen operiert worden. Auch Mittellappenadenome können abgetragen werden. Lediglich ventrale Prostataknoten sind nicht behandelbar, da der Wasserstrahl nur in dorsaler und seitlicher Richtung zur Verfügung steht.
Wird kurz nach der Ablation ein transrektaler Ultraschall durchgeführt, so hat man nicht den Eindruck, dass Gewebe entfernt wurde. Allerdings kommt es nach drei Monaten zu einer deutlichen Reduktion des Gewebes um ca. 60 %, was auch zu einem entsprechenden PSA-Abfall führt. Die typische Resektionshöhle, wie nach TUR-P, ist allerdings nicht zu sehen – vermutlich, weil das Gewebe durch die nicht-thermische Behandlung flexibler bleibt. Ein Erhalt der antegraden Ejakulation ist bei zwei Dritteln der Patienten möglich.
Insgesamt ist die Methode neu, innovativ und hat durch die computergesteuerte Technik eine geringere Varianz zwischen den Operateuren. Die ersten Ergebnisse lassen vermuten, dass es eine Methode ist, die sich durchsetzen wird. Langzeitergebnisse stehen jedoch noch aus.
Bildquelle: Samara Doole, Unsplash