Das Borna-Virus macht derzeit Schlagzeilen: Es kann Enzephalitis beim Menschen auslösen. Eine Studie bringt das Virus jetzt mit aktuellen Infektionsfällen in Bayern zusammen – und entlarvt den Übeltäter.
Das Borna Disease Virus (BoDV-1), das als Erreger der Borna-Krankheit bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren bereits seit langem bekannt ist, wurde 2018 erstmals als Ursache für Enzephalitis beim Menschen nachgewiesen. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, hat dazu, gemeinsam mit der Universität Regensburg, jetzt eine Studie dazu herausgegeben. Sie ist im renommierten Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases erschienen.
In dieser Studie konnte das Virus, neben aktuellen Krankheitsfällen, auch in archivierten Fällen bestätigt werden. Der jüngste bekannte Fall trat Ende 2019 auf. Zwischen 1996 und 2019 wurden bisher 14 Fälle in Bayern festgestellt.
Das Reservoir des Erregers stellt die Feldspitzmaus dar. In der Mehrzahl der Fälle ist, laut Studie, von einer Ansteckung durch Kontakt mit einer infizierten Feldspitzmaus und/oder ihren Ausscheidungen auszugehen. Der genaue Übertragungsweg ist jedoch noch unbekannt. Eine Übertragung auf natürlichem Wege von Mensch zu Mensch, Pferd zu Pferd oder Pferd zu Mensch wird nach den heutigen Erkenntnissen ausgeschlossen.
Die Ergebnisse der kooperierenden Forschergruppen und behandelnden Ärzte in den umliegenden Kliniken in Bayern machen klar, dass es sich bei BoDV-1 um ein Virus mit einer sehr hohen Todesrate handelt. Die absolute Zahl der Infektionen – und damit die Gefahr, sich anzustecken – ist aber als sehr gering einzuschätzen. Ein Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Jahren ist nicht zu erkennen. Allerdings ist unklar, ob es weitere bislang nicht diagnostizierte Fälle gibt.
Um eine bessere Datenlage zum Vorkommen der Infektion beim Menschen zu schaffen, tritt zum 1. März 2020 eine Meldepflicht in Kraft.
„Wichtig ist, dass gerade Fälle von unklarer Enzephalitis in Gebieten, in denen BoDV-1 vorkommt, auf das Virus untersucht werden“ so Prof. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am FLI. Die Erkrankung äußert sich, neben Fieber und starken Kopfschmerzen, durch schwerwiegende neurologische Symptome wie Sprach- und Gangstörungen und führt im weiteren Verlauf innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen zum Koma. Zu den Risikogebieten in Deutschland gehören vor allem Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Teile angrenzender Bundesländer.
Wie Infektionen vermieden werden können, beschreibt ein vom FLI, Bernhard-Nocht-Institut (BNITM) für Tropenmedizin und Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichtes Merkblatt. Im Rahmen des Konsortiums ZooBoCo wird die Erkrankung weiter erforscht. Hier wird insbesondere an der Aufklärung der Übertragungswege sowie Behandlungsoptionen gearbeitet.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.
Bildquelle: Taylor Young, unsplash