Eine 80-jährige Frau hat seit 10 Jahren eine knotige Vorwölbung am rechten Daumen, welche nun teilweise ulzeriert ist. Doch auf der Suche nach einem Namen für das Problem, entspricht einiges nicht dem Lehrbuchfall.
Eine 80-jährige Frau stellt sich mit einer knotigen Vorwölbung an ihrem rechten Daumen in einer orthopädischen Universitätsklinik vor. In der Anamnese erklärt sie, der Knoten sei ihr bereits vor über 10 Jahren aufgefallen, doch vor wenigen Monaten sei dieser teilweise ulzeriert; zu einer Blutung, Sekretabsonderung oder Schmerzen sei es dabei aber nicht gekommen.
In der klinischen Untersuchung beschreiben die Ärzte eine harte, runde, stielartige Weichteilmasse dorsal auf Höhe des Interphalangealgelenkes des Daumens, die ca. einen Zentimeter Durchmesser hat. Am distalen Drittel der Vorwölbung fehlt die Haut vollständig, weshalb das darunterliegende leicht exsikkierte Gewebe zum Vorschein kommt. Die Funktion des Daumens ist nicht beeinträchtigt und die Laboruntersuchungen sind unauffällig. Aufgrund der Anamnese und des klinischen Erscheinungsbildes entscheiden sich die Ärzte, den Knoten zu entfernen. Dafür schneiden sie entlang der Basis des Stiels; die anschließende Wundheilung verläuft unkompliziert.
In der histologischen Untersuchung des Gewebes zeigen sich spindelförmige Fibroblasten, die wirbelartig angeordnet sind; nukleäre Atypien, Mitosen oder Nekrosen liegen nicht vor. Nach der eindeutigen Einordnung des Gewebes liegt nun auch eine genaue Diagnose vor: Dermatofibrosarcoma protuberans.
Das Dermatofibrosarkom ist ein seltener, lokalinvasiver niedrig-maligner Tumor, der allerdings nur langsam wächst. Er betrifft vorwiegend Patienten zwischen 20 und 59 Jahren – ein Auftreten bei jüngeren oder älteren Menschen – wie im vorliegenden Fall – ist eher selten. Meist tritt das Dermatofibrosarkom am Rumpf auf oder an den proximalen oberen und unteren Extremitäten; es sind nur wenige Fälle bekannt, bei denen die Wucherung im Bereich der Finger lokalisiert war. Eine falsche Behandlung kann zu hohen Rezidivraten von 20-50% führen. Doch die 80-jährige Patientin hatte Glück: Denn auch zwei Jahre nach dem Eingriff konnte kein Lokalrezidiv festgestellt werden.
Text- und Bildquelle: Georgiev et al / Cureus