Unser Favorit der absurden Studien von 2019: Es geht um Weihnachten, genauer gesagt um den Schwiegereltern-Besuch. Angeblich soll er unser Darmmikrobiom verändern – zum Schlechten.
Komisch, dass diese Studie nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten hat. Schließlich geht es in der niederländischen Arbeit von de Clercq et al. um wichtige Erkenntnisse über das Mikrobiom und wie sich Schwiegereltern während der Weihnachtsfeiertage darauf auswirken.
„Die Weihnachtszeit kann einen erheblichen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben“, eröffnen die Autoren ihre Studie. Vor allem vermehrter Kontakt mit angeheirateten Familienmitgliedern während der Feiertage sei ein wichtiger Faktor, der sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit beeinflusse.
Allerdings sei der Mechanismus dahinter noch nicht verstanden, so die Autoren. Davon ausgehend, dass das Darmmikrobiom als Mediator zwischen physischer und mentaler Gesundheit agiert, führten die Forscher eine prospektive Beobachtungsstudie durch. Die Frage, die es zu klären galt: In welchem Ausmaß sind Schwiegereltern dazu in der Lage, das eigene Darmmikrobiom durcheinanderzubringen?
Um das herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler Fäkalien. Die entnommenen Stuhlproben wurden 16s-rRNA-Analysen unterzogen. An der Studie waren ziemlich überschaubare, aufgrund der Zahl aber immerhin recht weihnachtliche 24 Personen beteiligt: normalgewichtige Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, alle Nichtraucher. Sie gaben im Zeitraum vom 23. bis 27. Dezember eine morgendliche Stuhlprobe ab.
Zusätzlich wurden die Teilnehmer darum gebeten, an den Feiertagen ein detailliertes Ernährungstagebuch zu führen. Außerdem mussten sie angeben, ob sie Weihnachten mit der eigenen Familie und/oder mit den Schwiegereltern verbringen.
Die Forschergruppe sah sich die mikrobiellen Biomarker-Spezies der Teilnehmer an und identifizierte zwei unterschiedliche Biomarker-Signaturen, die eine Unterscheidung zwischen der Schwiegerelterngruppe und der anderen ermöglichte. „Bei jenen Teilnehmern, die ihre Schwiegereltern besucht hatten, konnten wir einen signifikanten Rückgang bei allen Ruminococcus-Spezies feststellen.“ Dabei handelt es sich um eine Gattung von grampositiven Bakterien, die in der Darmflora vorkommen.
In der Forschung besteht die Annahme, dass diese Bakterien eine Rolle spielen, wenn es um Stress oder depressives Verhalten geht. Bei Menschen mit depressiven Störungen wurde nämlich bereits eine verringerte Keimzahl von Ruminokokken beobachtet. Während also bei den Schwiegereltern-Besuchern ein Rückgang verzeichnet wurde, stieg die Zahl der Ruminokokken in der anderen Gruppe an.
Die Schwiegereltern-Forschung steht hier noch völlig am Anfang. Doch das soll sich unbedingt ändern, wenn es nach den Studienautoren geht. „Eine größere randomisierte kontrollierte Studie ist notwendig, um diese Ergebnisse zu reproduzieren, bevor wir Schwiegereltern als potenziellen Risikofaktor für die Zusammensetzung der Darmmikrobiota erkennen können“, stellen sie klar.
„Notwendig“ trifft es wirklich gut. So bedeutsam das Thema Schwiegereltern für die Forschung ist, sollten wir also jederzeit mit Ergebnissen einer groß angelegten Studie rechnen.
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