Ein Krebsmedikament aus der Gruppe der Proteinkinase-Inhibitoren entpuppt sich als wirksames Antibiotikum gegen multiresistente MRSA-Staphylokokken.
Der Proteinkinaseinhibitor Sorafenib kommt bei der Behandlung von Nierenzellkarzinomen, hepatozellulären Karzinomen oder auch differenzierten Schilddrüsenkarzinom zum Einsatz. Chemiker modifizierten das bereits zugelassene Arzneimittel, sodass es nicht mehr in der Lage ist, menschliche Kinasen zu hemmen. Gegenüber Bakterien wirkt es jedoch zehnfach stärker als zuvor. Auf diese Weise konnten auch Bakterien abgetötet werden, die in Biofilmen vor anderen Antibiotika geschützt sind.
Für ihre Versuchsreihe testeten die Forscher insgesamt 232 kommerzielle Kinase-Inhibitoren auf ihre antibiotische Wirkung gegenüber MRSA-Staphylokokken und veränderten das am stärksten wirksame Mittel zu insgesamt 72 Varianten, bis sie die effektivste Substanz ermittelt hatten.
Nach Angaben der Chemiker stört diese Arznei mehr als eine Reaktion in den Bakterien. So wird zum einen ein gesteigerter Proteintransport aus den Bakterienzellen angeregt, zum anderen konnte auch die Hemmung eines Enzyms beobachtet werden, dass für die Menachinon-Bildung zuständig ist.
In Mausversuchen konnten mit der neuen Substanz bereits gute Ergebnisse erzielt werden. Nach Abschuss weiterer Versuche wollen die Wissenschaftler erste klinische Studien beginnen.
Quellen: © HZI | Le et al. / Nature Chemistry | Czichos / Wissenschaft aktuellBild: © Manfred Rohde / HZI