Erhalten Patienten mit Typ-2-Diabetes SGLT-2-Inhibitoren, verringert sich das Risiko eines akuten Nierenversagens, berichten Forscher. Was Ärzte beim Verschreiben der Wirkstoffe beachten müssen.
Orale Antidiabetika aus der Gruppe der SGLT-2-Inhibitoren hemmen die renale Wiederaufnahme von Glukose, indem sie ein Transportprotein blockieren. Die Wirkstoffe verlangsamen das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen. Ob sie auf der anderen Seite aber zu akutem Nierenversagen führen können, war jedoch unklar.
Deshalb hat Jan Menne von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zusammen mit Kollegen die wissenschaftliche Literatur durchsucht. In PubMed, EMBASE, in der Cochrane Library und in ClinicalTrials.gov fand das Team 112 randomisierte Studien mit 96.722 Teilnehmern und 5 Kohortenstudien mit 83.934 Patienten. Die Nachbeobachtungszeit lag bei mindestens 12 Wochen und Informationen über die Nierenfunktion mussten vorliegen.
41 randomisierte Studien mit 68.159 Patienten untersuchten akutes Nierenversagen. Durch SGLT-2-Inhibitoren verringerte sich das Risiko um 25 Prozent. In 5 Beobachtungsstudien mit 83.934 Patienten waren es sogar 60 Prozent weniger. Empagliflozin, Dapagliflozin und Canagliflozin zeigten einen ähnlichen Benefit.
Aus 92 randomisierten Studien mit 81.763 Patienten konnten Menne und seine Koautoren Informationen zu Hypovolämien gewinnen. Dieser unerwünschte Effekt trat unter den Arzneistoffen mit einem um 20 Prozent erhöhten Risiko auf.
„Patienten, die SGLT-2-Inhibitoren einnahmen, hatten eine geringere Wahrscheinlichkeit, an akutem Nierenversagen zu erkranken als Kontrollen, obwohl diese Medikamente den Flüssigkeitsverlust des Körpers erhöhen“, fassen die Autoren zusammen. Die Angst vor renalen Ereignissen solle Ärzte nicht stoppen, solche Wirkstoffe zu verordnen.
Schwächen beziehen sich vor allem auf inkonsistente Definitionen von Erkrankungen, unterschiedliche Patientenmerkmale und stark abweichende Zeiträume in den eingeschlossenen Arbeiten.
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