Im Rahmen des 2. Nürnberger Wundkongress 2019 thematisierten mehrere Wundexperten die Bedeutung der Anpassungsfähigkeit von Wundauflagen zum Wundgrund. Dabei wurden auf Behandlungsprinzipien der Keimbindung und Keimabtötung eingegangen.
In einer Mischung aus Fachvorträgen, Symposien und Poster Vorstellungen konnten die Kongressteilnehmer des 2. Nürnberger Wundkongresses nicht nur wichtige Tipps für den Praxisalltag erhalten. Dem sehr interessierten Fachpublikum wurden darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zur Frage der Wirksamkeit von Keimbindung und Keimabtötung sowie dem aktuellen Kenntnisstand und daraus resultierenden Praxisempfehlungen im Bereich Wundtiefe und Wundunterminierung bei chronischen Wunden vorgestellt.
Lokalen antimikrobielle Wundauflagen und deren Wirksamkeit
In der Wundheilung spielen Bakterien eine nicht unerhebliche Rolle, welche jedoch noch nicht abschließend erforscht ist [1,2]. Aufgrund einer bisher fehlenden allgemein akzeptierten und standardisierten in-vitro Wirksamkeitsprüfung von Wundauflagen beschäftigten sich Dr. Braunwarth (Hamburg) und Dr. Boettrich (Melsungen) mit einschlägiger Literatur. Daraus leitet sich das primäre Ziel einer lokalen antimikrobiellen Behandlung ab, die bakterielle Belastung direkt in der Wunde zu reduzieren. Eine solche Reduktion der Keimbelastung kann den Studienergebnissen zufolge durch eine Keimabtötung mit wirkstoffhaltigen Wundauflagen direkt am Wundgrund sehr gut erreicht werden. Die Keimabtötung ist dabei 100.000 bis 1.000.000 Mal effektiver als eine Keimelimination, mittels Keimbindung an den Wundverband. „Durch die in-vitro Studie können wir die Begrifflichkeit antimikrobiell eindeutiger definieren, da uns jetzt feste Zahlen als Basis für eine einheitliche Begriffsdefinition vorliegen“, fasst Dr. Braunwarth zusammen.
Anpassungsfähige Verbände mit Wölbung zum Wundgrund
Die Herausforderung bei der Versorgung chronischer Wunden besteht darin, dass ein Hohlraum zwischen Wundgrund und Verband entstehen kann. Dieser Hohlraum ist besonders anfällig für Exsudatansammlungen mit starker bakterieller Belastung. Zudem können Exsudatansammlungen am Wundgrund das Infektionsrisiko erhöhen und dadurch die Wundheilung verzögern [3]. Durch die Anpassung an den Wundgrund schließen moderne Verbandmittel, wie Biatain Silicone mit 3DFit Technologie, diesen Hohlraum und schützen somit die Wundumgebung vor einer Mazeration und reduzieren das Infektionsrisiko. „Gerade bei chronischen Wunden ist auf ein adäquates Exsudatmanagement zu achten, da diese Wunden aufgrund ihrer Wundtiefe und möglichen Wundunterminierungen sowie Mazerationen der Wundumgebung besonders gefährdet sind“, führt Dr. Eder (Villingen-Schwenningen) an. “Für die Behandler ergibt sich daraus die Konsequenz chronische Wunden besonders aufmerksam zu versorgen, um ein gutes Exsudatmanagement sicherzustellen. So lassen sich Komplikationen wie Infektionen frühzeitig erkennen und vermeiden“, stellt Dr. Braunwarth klar. In der Praxis können hier gezielt anpassungsfähige Schaumverbände eingesetzt werden, um je nach Indikation zur Keimreduktion oder Keimabtötung direkt am Wundgrund beizutragen. Für unterminierte, sehr tiefe oder stark belegte Wunden eignen sich hierfür insbesondere Wundfüller in Kombination mit einem saugenden Sekundärverband.
Literatur
[1] Bianchet A, Taherinejad F, Wellner E, Hamberg K. Bacterial binding does not reduce viable counts in the surrounding media in vitro. Poster Präsentation EWMA 2019
[2] Bua N, Smith GE, Totty JP, Pan D, Wallace T, Carradice D, Chetter IC.
[3] Stotts N, Co-factors in impaired Wound healing. In. Krasner D, Kane D ed. Chronic Wound Care: A Clinical Source Book for Healthcare Professionals 2nd ed., Wayne, Pa: Health Management Publications, Inc: 1997:64-72