Für Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) steht E-Health ganz oben auf der Agenda. Entgegen früherer Überlegungen will er Apotheker doch mit einbinden. Honorare werden sie aber nicht erhalten, so geht es aus einem Änderungsantrag hervor.
Ende letzter Woche trafen sich Vertreter der CDU/CSU und der SPD im Bundesgesundheitsministerium zur entscheidenden Sitzung. Auf ihrem Programm stand ein Aspekt des E-Health-Gesetzes: Welche Rolle werden Apotheker beim Medikationsplan spielen?
Wie jetzt bekannt wurde, haben Politiker zwei unterschiedliche Modelle diskutiert. Wenig überraschend behalten Ärzte in beiden Fällen ihre zentrale Rolle. Die Arbeitsteilung zwischen Medizin und Pharmazie stellt Schwaz-Rot nicht infrage. Apotheker sollen jedoch Möglichkeiten bekommen, Listen zu aktualisieren, um OTCs oder fehlende Rx-Präparate zu ergänzen - nur auf „ausdrücklichen Wunsch von Patienten“. Ein Modell sieht vor, Apotheker zu beteiligen. Im Alternativvorschlag gehen sie leer aus. Dahinter steckt die Argumentation von Unionsvertretern, mit Apothekenhonoraren seien zusätzliche Leistungen bereits abgegolten.
Umgehend meldete sich die ABDA mit einer Stellungnahme zu Wort und weist auf einen entscheidenden Aspekt hin: Momentan existieren in Deutschland rund 18.000 Rabattverträge mit gesetzlichen Krankenversicherungen. Apotheker tauschen das verordnete Präparat häufig gegen ein wirkstoffgleiches Arzneimittel aus. Allein im Jahr 2014 gaben sie knapp 350 Millionen Generika als Rabattarzneimittel ab. Mehr als 500 Millionen OTCs kamen noch hinzu. In öffentlichen Apotheken liegen alle Informationen vor, in Arztpraxen aber nicht. Neun von zehn Patienten, die mehrere Präparate als Dauermedikation einnehmen, binden sich freiwillig an Pharmazeuten ihres Vertrauens. „In der Stammapotheke weiß man, was der Patient wirklich bekommt – ob Rabattarzneimittel oder rezeptfreies Präparat“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Dieser Vorteil ist unschlagbar für jeden Medikationsplan.“ Das bloße Aktualisieren eines unrichtigen Dokuments sei kein Ersatz dafür. „Ein echter Medikationsplan muss gut lesbar, leicht verständlich, vollständig und aktuell sein.“
Ob diese Botschaft in letzter Minute noch Gehör finden wird, erscheint fraglich. Im gestern erarbeiteten Änderungsantrag sind Honorare für Apotheker nicht vorgesehen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Am kommenden Mittwoch trifft sich der Gesundheitsausschuss im Bundestag. Einen Tag später soll das E-Health-Gesetz von Parlamentariern verabschiedet werden.