Die FDA hat die erste Kontaktlinse für Kinder zugelassen, die das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit verlangsamt. Dabei soll sie gezielt das Längenwachstum des Augapfels beeinflussen.
Studien kommen zu recht einheitlichen Ergebnissen: Der heutige Lebensstil begünstigt Myopie. So machen Ganztagsschulen, der Gebrauch von Smartphones und Tablets und zu wenig Zeit im Freien Kinder anfälliger für Kurzsichtigkeit.
Einer Prognose zufolge werden 2050 weltweit knapp 4,8 Milliarden Menschen kurzsichtig sein, das sind 49,8 Prozent der Weltbevölkerung. Schätzungsweise 938 Millionen Menschen (9,8 Prozent der Weltbevölkerung) werden dann an starker Kurzsichtigkeit leiden. Eine Brille allein reicht als Lösung nicht unbedingt aus, denn besonders bei hoher Myopie ist das Risiko für Augenveränderungen erhöht, die zur Erblindung führen können, beispielsweise Katarakt, Glaukom, Netzhautablösung und myope Makuladegeneration.
In Asien ist das Problem besonders ausgeprägt, laut einer Untersuchung unter chinesischen Studenten waren 95,5 Prozent kurzsichtig (< -0,50 Dioptrien), 19,5 Prozent von ihnen stark (< -6,0 Dioptrien). Nur 3,3 Prozent der Studenten waren normalsichtig (zwischen -0,5 und +0,5 Dioptrien).
Abhilfe schaffen sollen spezielle weiche Kontaktlinsen, die jetzt von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren zugelassen wurden. Sie werden tagsüber getragen und sind für den einmaligen Gebrauch gedacht. Die Linsen haben zwei Funktionen: Ein Teil der Kontaktlinse korrigiert ähnlich wie bei einer Standard-Korrekturlinse den Brechungsfehler, um die Fernsicht zu verbessern. Zusätzlich fokussieren konzentrische Ringe in der Linse einen Teil des Lichts vor der Retina. In Tierstudien war beobachtet worden, dass sich solche Defokussierungen auf das Augenwachstum auswirken und gezielt einsetzen lassen. Auf diese Weise soll der Lichtreiz das Fortschreiten der Myopie verringern.
Dass die Linsen tatsächlich funktionieren, wurde durch eine klinische Studie in vier Ländern belegt, an der 109 kurzsichtige Kinder teilnahmen (-0,75 bis -4,00 D; Astigmatismus <1,00 D). Sie wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt und trugen drei Jahre lang entweder herkömmliche weiche Einweg-Kontaktlinsen (n = 56) oder die Testlinsen (n = 53). In der Testgruppe hatte die Kurzsichtigkeit um 0,73 Dioptrien und damit 59 Prozent weniger zugenommen als in der Kontrollgruppe (-0,51 ± 0,64 gegenüber -1,24 ± 0,61 D, P <0,001), ohne dass es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kam. Das Längenwachstum des Augapfels war in der Testgruppe 0,32 Millimeter (52 Prozent) niedriger als in der Kontrollgruppe (0,30 ± 0,27 gegenüber 0,62 ± 0,30 mm, P <0,001).
Um die Sicherheit des Tragens weicher Kontaktlinsen für Kinder in diesem Alter besser abzuschätzen, überprüfte die FDA Daten von 782 Kindern aus sieben kommunalen Augenkliniken. Es zeigte sich, dass sie nicht häufiger an Hornhautinfektionen litten als Erwachsene, die täglich Kontaktlinsen trugen.
Im Rahmen der Zulassung der MiSight-Kontaktlinsen fordert die FDA vom Hersteller CooperVision Inc. weitere Studien, damit ihre Sicherheit und Wirksamkeit noch besser bewertet werden kann.
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