Als einer Frau eine Zyste entfernt wird, kommt ein ungewöhnlicher Fremdkörper zum Vorschein. Diesen hat die Patientin seit Jahren vermisst.
Eine 42-jährige Frau stellt sich mit einem seit sechs Monaten geschwollenen Augenlid und leichter Ptosis in einer Augenklinik vor. In der körperlichen Untersuchung tasten die Ärzte nasal des Oberlides und unterhalb der Augenbraue einen harten, erbsengroßen Knoten. Die Patientin gibt an, dieser sei in letzter Zeit größer und schmerzhaft geworden. Narben oder offensichtliche Entzündungen sind bei Eversion des Augenlids nicht sichtbar. Auch das Sehvermögen ist unbeeinträchtigt.
Auf den MRT-Aufnahmen zeigt sich eine eiförmige, 8x4x6mm große umkapselte Zyste mit proteinartigem Inhalt. Die Ärzte entscheiden sich für eine Exzision aus dem Weichteilgewebe des fornix conjunctivae superior. Als die Zyste beim Entfernen rupturiert kommt ein ungewöhnlicher Fremdkörper zum Vorschein: eine formstabile Kontaktlinse.
Die Histologie zeigt eine multilokuläre zystische Struktur, die fokal mit Konjuktivalepithel ausgekleidet ist, welches mit dem umliegenden Epithel verschmolzen ist. Darum liegt entzündliches Granulationsgewebe.
Doch wie konnte die Kontaktlinse den Weg ins Lid der Patientin finden? Erst auf Nachfrage gibt die Mutter der Patientin an, ihre Tochter sei im Alter von 14 Jahren beim Badmintonspielen von einem Federball getroffen worden. Dabei habe sie Kontaktlinsen getragen, die sie jedoch nach dem Unfall nicht mehr finden konnte. Sie vermutete deshalb, sie seien rausgefallen. Da die Patientin seither keine Kontaktlinsen getragen hat, dürfte das mysteriöse Verschwinden der Linse vor 28 Jahren nach dem Fund in der Zyste aufgeklärt sein. Fragwürdig bleibt jedoch, warum sich die Kontaktlinse erst nach so langer Zeit bemerkbar gemacht hat.
Textquelle: Sirjhun Patel et al. / BMJ Case ReportsBildquelle: StockSnap