Ein Mann mit bekanntem Drogenabusus wird bewusstlos in der Wohnung vorgefunden. Auf der Suche nach der Ursache für seinen geschwollenen Unterarm müssen die Ärzte um einige Ecken denken.
Ein 35-jähriger Mann wird von seinem Mitbewohner bewusstlos in der Wohnung vorgefunden. Als die Rettungskräfte eintreffen, finden sie eine schmutzige Nadel auf dem Boden – eine medizinische Vorgeschichte von intravenösem Drogenabusus ist bekannt. Die Ersthelfer geben den Opioid-Antagonisten Naloxon und liefern den Mann in die Notaufnahme ein.
Dort erscheint der Patient tachykard bei einem Puls von 115, fiebrig bei 38,2 °C und schläfrig - reagiert aber bereits wieder auf Sprache. In der körperlichen Untersuchung finden die Ärzte eine erythematöse, harte Schwellung am rechten Unterarm, die sie auf wiederholte Injektionen zurückführen. Aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes diagnostizieren die Ärzte eine Sepsis infolge einer Phlegmone des Unterarms und entscheiden sich für eine antibiotische Therapie. Als sich die Schwellung in den nächsten 24 Stunden nicht bessert vermuten die Ärzte ein vaskuläres Problem und geben niedermolekulares Heparin. Ansonsten ist der Patient schmerzfrei und zeigt keine neurologischen Ausfälle. Doch auch unter dieser Therapiemaßnahme bessert sich der Zustand seines Unterarms nicht.
Bei einem orthopädischen Konsil erscheint den Ärzten die rechte Hand erstaunlich kühl bei einer Rekapillarisierungszeit von vier Sekunden. Aufgrund eines ersten Verdachtes legen sie eine Drucksonde in den Unterarm. Sie messen einen stark erhöhten Druck von 46 mmHg (Normwert: 0-8 mmHg) und bestätigen so ihre vorläufige Diagnose: ein Kompartmentsyndrom im Unterarm. Die Ärzte entscheiden sich 28 Stunden nach Einlieferung für eine sofortige chirurgische Versorgung. Es wird eine Fasziotomie des oberflächlichen und tiefen anterioren Kompartimentes in Kombination mit einer Spaltung des Karpaltunnels durchgeführt.
Postoperativ bessert sich der Zustand des Patienten schnell. Nach 96 Stunden wird die Wunde von den proximalen und distalen Enden her verschlossen, ein kleines Stück bleibt jedoch zunächst offen. Nach fünf Tagen wird der Patient an einen plastischen Chirurgen überwiesen, der das letzte Stück mit einer Spalthauttransplantation verschließt – die volle Funktionalität des Arms konnte erhalten werden.
Quelle: Ng et al. / BMJ Case ReportsSymbolbild: Pixabay