Da Zecken immer wieder als Krankheitsüberträger in Erscheinung treten, ist es wichtig, sie und potenzielle Infektionsgefahren zu beobachten. In einem österreichischen Fuchs wurde eine neue Form von Candidatus Neoehrlichia entdeckt, die auch für Menschen gefährlich sein könnte.
Adnan Hodžić vom Institut für Parasitologie an der Veterinärmedizinische Universität Wien ist auf der Suche nach Krankheitserregern, die von Zecken übertragen werden. Insbesondere interessiert er sich für wild lebende Fleischfresser (Füchse und Wölfe), die nach einem Zeckenbiss zum Reservoire von Krankheitserregern werden können.
Ein besonderer Erreger, der erstmals 1999 in einer Schildzecke nachgewiesen wurde, ist Candidatus Neoehrlichia mikurensis. Eine Erkrankung beim Menschen verursachte der Erreger erstmals im Jahr 2010 in Schweden. Bisher ist das Bakterium mehrfach bei Menschen aber auch in zahlreichen Tierarten wie Hunden, Igeln, Spitzmäusen, Bären, Dachsen, Gämsen und Mufflons nachgewiesen worden. Bei Menschen macht sich eine Infektion mit diesem Erreger mit Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, aber auch mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien bemerkbar. Gefährdet sind vor allem ältere und immunschwache Personen. Ein zweiter bekannter Erreger ist Candidatus Neoehrlichia lotoris. Bisher wurde dieser jedoch ausschließlich in US-amerikanischen Waschbären nachgewiesen.
Nun fanden Hodžić und seine Kollegen in einem Rotfuchs aus Vorarlberg eine neue Form des Erregers. Genetisch ist das Bakterium zwischen den beiden bekannten Neoehrlichia-Formen angesiedelt. „Es benötigt weitere Untersuchungen, um das Bakterium genauer systematisch einordnen zu können. Es steht jedoch fest, dass es sich um einen potentiell zoonotischen Erreger handeln könnte, der also vom Tier auf den Menschen übertragbar wäre. Wie sich eine Infektion auf den Menschen oder auf Haustiere auswirken könnte, wissen wir noch nicht“, erklärt der Studienleiter Hans-Peter Führer. Im Jahr 2014 sammelten die Forscher 164 Milzproben von erlegten Füchsen in Tirol und Vorarlberg. Genetische Analysen offenbarten einen Fuchs aus Feldkirch als Trägerin des neuartigen Erregers.
Das Bakterium verursacht bei Menschen und auch bei Haustieren grippeähnliche Symptome. „Die Erkrankung ist bei Ärztinnen und Ärzten jedoch noch wenig bekannt und bleibt deshalb oft unentdeckt“, so Hodžić. „Wir möchten Bewusstsein für diesen Erreger schaffen. Medizinerinnen und Mediziner sollten bei entsprechenden Symptomen wissen, was zu tun ist. Mit dem Antibiotikum Doxycyclin kann eine Infektion behandelt werden.“ In Zukunft will Hodžić weitere Untersuchungen an Wildtieren vornehmen. Auch die Verbreitung der Zecken in Europa bedarf noch intensiver Forschung. „Ein Monitoring der von Zecken übertragbaren Krankheiten gewinnt stetig an Bedeutung“, betont er. Originalpublikation: Candidatus Neoehrlichia sp. in an Austrian fox is distinct from Candidatus Neoehrlichia mikurensis, but closer related to Candidatus Neoehrlichia lotorisAdnan Hodžić et al.; Parasites & Vectors, doi: 10.1186/s13071-015-1163-0; 2015