Stents und Bypass sind in vielen Fällen Koronarer Herzerkrankungen gar nicht nötig. So das Fazit einer aktuellen Studie. Eine Lebensstiländerung in Kombination mit Medikamenten senkt das Infarktrisiko genauso gut.
Bei Patienten mit stabiler Koronarer Herzkrankheit (KHK) sind invasive Therapien wie das Einsetzen eines Stents möglicherweise gar nicht notwendig. Um das Infarktrisiko von Patienten zu senken, helfe eine Lebensstiländerung in Kombination mit Medikamenten genauso gut, so eine Studie, die vom US-Gesundheitsministerium gefördert wurde.
Die vorläufigen Ergebnisse der ISCHEMIA-Studie wurden am Wochenende auf der Konferenz der American Heart Association (AHA) in Philadelphia vorgestellt.
An der Studie nahmen 5.179 Patienten aus 37 Ländern teil. Alle Probanden erhielten über sieben Jahre lang eine medikamentöse Therapie sowie eine Lebensstil-Beratung. Die Hälfte der Probanden wurde zusätzlich operiert – sie bekamen einen Stent oder einen Bypass eingesetzt.
Nach vier Jahren waren die Raten von Herzinfarkt und kardiovaskulärem Tod in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich: 13,3 Prozent (invasive Strategie) vs. 15,5 Prozent (medikamentöse Therapie).
Ein chirurgischer Eingriff erwies sich jedoch bei der Reduzierung von Brustschmerzen als vorteilhaft. Von denjenigen Probanden, die vor Eintritt der Studie täglich oder wöchentlich Schmerzen hatten, war die Hälfte in der Gruppe mit chirurgischer Intervention innerhalb eines Jahres frei von Schmerzen. Von der Gruppe, die nur Medikamente erhielt, waren nur 15 Prozent beschwerdefrei. Allerdings könnte der Placebo-Effekt diese Ergebnisse beeinflusst haben: Schon im Jahr 2017 zeigte eine Studie im Lancet, dass sich Patienten mit Angina pectoris selbst mit nur vorgetäuschter Stent-OP besser fühlen.
Ko-Autorin Dr. Judith Hochman resümiert gegenüber STAT-News, dass es für nicht dringende Fälle „keinen Grund gibt, sich in invasive Tests und Verfahren zu stürzen.“
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