Häufig treten bei Vorhofflimmern neben den typischen Symptomen wie Herzrasen und Schwindel auch Depressionen und Schlafstörungen auf. Offenbar verstärkt die psychisch schlechte Verfassung dabei die körperlichen Symptome der Herzrhythmusstörung.
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung. Neben den typischen Symptomen wie Herzrasen, Luftnot und Schwindel, leiden viele Betroffene zusätzlich auch unter Depressionen, Schlafstörungen und Müdigkeit. Depressionen und Ängste wirken sich negativ auf den Verlauf von Krankheiten aus. Dies ist vielfach belegt. Bei Vorhofflimmern wurden diese Zusammenhänge bisher allerdings wenig erforscht. Prof. Ladwig, Dr. Alexander von Eisenhart Rothe, vom Helmholtz Zentrum München, und Kollegen haben die seelische Gesundheit von über 500 Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland im Rahmen von zwei klinischen Studien des AFNETs untersucht. Die Daten von Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern stammen aus der ANTIPAF – AFNET 2 Studie, die von Patienten mit persisierendem Vorhofflimmern aus der Flec-SL – AFNET 3 Studie.
„Kardiologen machen ihre Entscheidung für eine mehr oder weniger aggressive Therapie normalerweise davon abhängig, wie stark das Vorhofflimmern den Patienten belastet. Dabei sollten allerdings nicht nur körperliche Symptome, sondern auch die psychische Verfassung und Lebensqualität des Patienten berücksichtigt werden.“ erklärt Ladwig. Denn die Studie hat gezeigt: Depressive Stimmungen beeinträchtigen nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern verstärken auch die körperlichen Beschwerden. Symptome wie Unruhe, Übelkeit oder Kurzatmigkeit werden von den Betroffenen schwerwiegender empfunden als von Vorhofflimmerpatienten ohne Depression. Dies gilt bei paroxysmalem Vorhofflimmern ebenso wie bei persistierendem. Diese Ergebnisse belegen, dass die Lebensqualität ein wichtiges Entscheidungskriterium für Therapieoptionen sein sollte. Arzt und Patient beurteilen die psychische Verfassung von Vorhofflimmerpatienten oft unterschiedlich, wie Prof. Ladwig und Kollegen herausgefunden haben. Depression, Schlafstörung und geringe körperliche Aktivität werden von Ärzten weniger gravierend eingeschätzt als von den Betroffenen selbst. Deshalb empfiehlt Prof. Ladwig: „Ärzte sollten geschult werden, damit sie Depressionen bei ihren Patienten besser erkennen. Außerdem wäre ein gezieltes Depressions-Screening in Kliniken und Praxen, die Vorhofflimmern behandeln, notwendig.“ Weitere Studien sollen erforschen, ob solche Maßnahmen den Gesundheitszustand der Vorhofflimmerpatienten verbessern können. Originalpublikation: Depressed mood amplifies heart-related symptoms in persistent and paroxysmal atrial fibrillation patients: a longitudinal analysis-data from the German Competence Network on Atrial Fibrillation Alexander von Eisenhart Rothe et al.; Europace, doi: 10.1093/europace/euv018; 2015