Über die Abschaffung des Blutspendeverbots für schwule und transsexuelle Menschen könnte bald im Bundestag diskutiert werden.
Wie SPIEGEL Online berichtet, will die FDP-Fraktion einen entsprechenden Antrag stellen. Die aktuellen Richtlinien besagen, dass Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sowie transsexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten nur spenden dürfen, wenn sie ein Jahr keinen Geschlechtsverkehr hatten. Dies betrifft auch Prostituierte und heterosexuelle Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.
Die momentanen Richtlinien sind 2017 in Kraft getreten, vorher waren die genannten Personengruppen vollständig von der Blutspende ausgeschlossen. Als Grund wird genannt, dass das „Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten, wie HBV, HCV oder HIV, birgt“.
Im FDP-Antrag heißt es laut SPIEGEL Online nun, dass die Wartezeit von zwölf Monaten eine lebensfremde Annahme sei und das tatsächliche Risikoverhalten, nicht die sexuelle oder geschlechtliche Identität eines Menschen, entscheidend für das Infektionsrisiko sein sollte. So würde den Personengruppen als Ganzes unreflektiertes und risikoreiches Sexualverhalten unterstellt.
Das Paul-Ehrlich-Institut begründet die aktuellen Regularien damit, dass Sexualverkehr unter Männern mit einem höheren Risiko einer HIV-Übertragung einher geht. So stellten MSM laut Robert Koch-Institut 2018 einen Anteil von 66,7 Prozent der Neuinfektionen dar. Gleichzeitig ist ein positiver Trend in der betroffenen Personengruppe zu beobachten: Zwischen 2012 und 2018 gingen die Neuinfektionen unter MSM um 27 Prozent zurück. Dementsprechend nahm auch die Gesamtzahl der HIV-Infektionen in dieser Gruppe ab, während sie in anderen Gruppen anstieg.
Gegenüber SPIEGEL Online verweist die FDP auch auf den hohen Blutspendebedarf, der gedeckt werden müsse. Nach Angaben der Gesellschaft für Blut, Zellen & Gewebe werden täglich etwa 14.000 Blutspenden benötigt, doch nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung spenden regelmäßig.
Quellen: Katherine Rydlink / SPIEGEL Online | RKI | PEI | BÄK | DGTIBild: © Philip Bryant / U.S. Air Force photo