Der Selbstversuch mit einem Chemiebaukasten endet für eine 15-Jährige mit dem Besuch in der Notaufnahme. Was hatte sie vor?
Ein 15-jähriges Mädchen stellt sich nach drei Tagen Fieber und mit einem makulopapulösen Hautausschlag in der Notaufnahme vor. Die Lymphknoten sind unauffällig. Bei der körperlichen Untersuchung finden die Ärzte leicht entzündete Einstichstellen an beiden Unterarmen. Doch weiter gibt es keinen Hinweis auf die Ursache der Symptome.
Auf den Röntgenaufnahmen machen die Ärzte dann eine ungewöhnliche Entdeckung: Es zeigen sich deutliche Verschattungen bei beiden Unterarmen – scheinbar verursacht durch subkutane Ablagerungen. Die Blutwerte bringen dann endlich Licht ins Dunkel: Der Quecksilberwert ist mit 183 μg/L (Normwert: 0,46-7,5 μg/L) deutlich erhöht. Doch woher kommt es?
Auf Nachfrage geben die Eltern der Patientin an, ihre Tochter habe sich freiwillig und mit größter Experimentierfreude 2 ml Quecksilber aus dem Freizeitlabor ihres Vaters in die Ellenbeuge injiziert. Inspiriert wurde sie dabei von einem Superheldenfilm, der ihr das Bild vermittelt hatte, man bekäme durch eine Quecksilberinjektion Knochen aus Metall.
Das Mädchen hat Glück im Unglück, denn subkutan abgelagertes elementares Quecksilber hat normalerweise keine größeren systemischen Auswirkungen. Nach der Behandlung mit intramuskulär verabreichtem Dimercaprol – einem Chelatbildner – und der operativen Entfernung der Quecksilberablagerungen in den Muskeln erholt sich das Mädchen von ihrem Selbstversuch. Auf den anschließenden Röntgenaufnahmen können die Ärzte die Hypothese des Mädchens widerlegen, denn ihre Knochen sind nach wie vor nicht aus Metall.
Textquelle: © Thanuja Nilushi Priyangika et al. / BMC Research Notes Bildquelle: Ben White / unsplash