Ein Risikoscore kann bei der Einschätzung von Patienten mit renalen Erkrankungen helfen. Damit könnten Gesundheitssysteme viel Geld sparen. Denn so würden nur besonders gefährdete Betroffene zum Facharzt überführt.
In Deutschland erhalten rund 80.000 Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz eine Dialyse. Weitere 23.000 werden nach einer Nierentransplantation medizinisch betreut (Stand 2016). Ähnlich hohe Prävalenzen sind auch in anderen Ländern zu finden, etwa in Großbritannien. Ziel einer jetzt veröffentlichten Studie war, herauszufinden, wie sich gefährdete Patienten in der Primärversorgung identifizieren lassen, um sie in die Sekundärversorgung zu überführen.
Zum Hintergrund: Bei der Kidney Failure Risk Equation (KFRE) handelt es sich um einen Algorithmus, welcher das Risiko einer terminalen Nierenerkrankung mit Dialysepflicht oder Nierentransplantation innerhalb von zwei beziehungsweise fünf Jahren abschätzt. Als Variablen werden das Alter, das Geschlecht, das Urinalbumin-/Kreatinin-Verhältnis und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) erfasst. Allerdings blieb bislang offen, ob sich die KFRE zur Klärung der Frage eignet, wer von der Primär- in die Sekundärversorgung überführt werden sollte.
Forscher evaluierten diesen Score mit modifizierten Kriterien jetzt anhand einer Kohorte aus der Primärversorgung. Sie werteten Daten von 35.539 Patienten aus, die alle Störungen ihrer Nierenfunktion hatten. Tatsächlich wurden terminale Niereninsuffizienzen als Endpunkt nach zwei (93,2 Prozent) bzw. fünf Jahren (92,4 Prozent) vom Modell exzellent beschrieben.
Im Vergleich zu den derzeitigen Empfehlungen könne man mit dem neuen Modell die Zahl an Personen verringern, die für eine Empfehlung zur fachärztlichen Versorgung infrage kämen, ohne tatsächlich gefährdete Patienten auszuschließen, fassen die Autoren zusammen. Ihre Arbeit ist angesichts des Kostendrucks in Großbritannien besonders interessant.
Momentan gibt der National Health Service (NHS) 1,30 Milliarden Pfund, rund 1,50 Milliarden Euro, für Patienten mit Nierenerkrankungen aus. Davon fließen 780 Millionen Pfund (900 Millionen Euro) an Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium.
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