In den USA berichten Infektiologen jetzt von einem Rinderparasiten, der auf den Menschen übergesprungen ist. Es sei bereits der zweite Fall dieser Art. Ist das der Beginn einer völlig neuartigen Infektionsepidemie?
Der Fadenwurm Thelazia fühlt sich vor allem in den Augen von Rindern, Hunden und Katzen wohl. Hier ernährt er sich von der Tränenflüssigkeit, die die Tiere zum Schutz ihrer Augäpfel absondern. Doch schon zum zweiten Mal in zwei Jahren ist jetzt eine Übertragung des Parasiten auf den Menschen bekannt geworden. Eine US-amerikanische Frau zog vier Würmer der Gattung Thelazia gulosa aus ihrem Auge, berichtet ein Forscherteam um Richard Bradbury von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC).
In ihrer aktuellen Arbeit zum Fall betonen die Experten, dass alle Thelazia-Arten aus epidemiologischen Gründen genau bestimmt werden sollten. So ließen sich mögliche Infektionswege im Blick behalten. Die Betroffene verbringt zum Beispiel ihren Winterurlaub immer in Kalifornien. In der Region, durch die sie zum Zeitpunkt einer möglichen Infektion gelaufen war, werden viele Rinder gehalten, einige Anwohner besitzen Pferde. „Die Patientin ist Trailläuferin und erinnerte sich daran, […] in einem regionalen Park im Carmel Valley […] in einen Fliegenschwarm gerannt zu sein. Sie weiß noch, wie sie die Fliegen aus ihrem Gesicht geschlagen und aus dem Mund ausgespuckt hat“, halten die Wissenschaftler fest.
Infektiologin Nazifa Qurishi hält diesen Ansteckungsweg ebenfalls für plausibel: „Die Stallfliegen stellen den Zwischenwirt dar. Normalerweise können wir Menschen uns jedoch gut gegen Fliegen, die sich unseren Augen nähren, wehren. Das ist bei den Rindern eher schwierig.“ Sie rät, zur Infektionsprophylaxe jeglichen Kontakt mit Fliegenschwärmen zu meiden – eine naheliegende und denkbar einfach umzusetzende Empfehlung.
Die Infektiologin gibt aber grundsätzliche Entwarnung. „Da bis dato in der Literatur lediglich zwei Fälle des Augenbefalls beim Menschen und auch nur in den USA beschrieben sind, ist eher von einem Anstieg der Krankheit bei Tieren auszugehen. Ich würde daher nicht von einer neuen Infektionsepidemie sprechen“, so Qurishi.
Auch andere parasitäre Erkrankungen am und im Auge seien eher selten: „Es gibt zum Beispiel Loa Loa, ebenfalls Fadenwürmer, die in West- und Zentralafrika zum Befall des Auges führen. Überträger sind Bremsen. Die Mikrofilarien hinterlassen bleibende Schäden am Auge, wenn die Krankheit nicht erkannt wird.“ Auch ein Amöbenbefall der Augen sei möglich, jedoch auch selten.
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