Die Deutsche Krebshilfe fördert eine Methadon-Therapiestudie bei Patienten mit metastasiertem Dickdarmkrebs, die 2020 starten wird.
Die Studie am Universitätsklinikum Ulm soll ergebnisoffen untersuchen, ob das synthetische Opioid den Tumor wieder empfindlich für Chemotherapeutika machen kann. Eingeschlossen werden 70 Patienten, bei denen die Chemotherapie nicht mehr anschlägt.
In Zellkulturversuchen konnte Methadon an die Opioid-Rezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen binden und dafür sorgen, dass die Chemotherapeutika besser in die Zelle eindringen können. In der hier geplanten Studie erhalten die Probanden entweder eine Chemotherapie mit oder ohne Methadon. Neben dem Behandlungsergebnis soll auch die Lebensqualität untersucht werden, um mögliche Nebenwirkungen im Auge zu behalten. Erste Ergebnisse sind 2022 zu erwarten, insgesamt läuft die Studie bis 2026. Der Studienleiter weist darauf hin, dass die Ergebnisse nur für Patienten mit Kolonkarzinom und die spezifische Chemotherapie gelten und nicht generalisiert werden sollten.
Über das Potenzial von Methadon wird schon lange diskutiert. 2008 entdeckte eine Chemikerin am Institut für Rechtsmedizin in Ulm, dass Blutkrebszellen vermehrt absterben und weniger resistent gegen die Chemotherapie sind, wenn sie mit Methadon behandelt werden. Sie sammelte Fallbeispiele, die dies bestätigten und 2017 die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen. Dadurch kamen jedoch vorschnelle Hoffnungen bei einigen Patienten auf, ohne dass gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Zwischenzeitlich kam es insbesondere bei Gliobastomen auch zu gegenläufigen Ergebnissen.
Eine Petition, die 2018 von mehr als 50.000 Menschen unterschrieben wurde, hatte Forschungsgelder aus öffentlicher Hand für gezielte klinische Studien gefordert. Der Petitionsausschuss hatte dies befürwortet und an das Bundesministerium für Bildung und Forschung weitergegeben, das innerhalb eines Jahres konkrete Schritte vorzeigen muss. Die Deutsche Krebshilfe kommt dem nun in diesem Fall mit einer Förderung von 1,6 Millionen Euro zuvor. Langfristig gesehen soll auch die Wirkung von Methadon bei anderen Krebsarten untersucht werden.
Textquelle: © Deutsche Krebshilfe
Bildquelle: © National Cancer Institute
Ein Artikel von Carolin Siebert