Vor einigen Jahren zog ich in ein anderes Land. Ein Land, in dem Ärzte keinen Papierkram erledigen müssen. Alles läuft hier elektronisch. Alles kam mir einfacher und schneller vor.
Als ich vor Jahren vom Land A ins Land B gezogen bin, war ich im neuen Job von der Modernisierung und Digitalisierung der Patienendaten erstaunt. Nicht, dass es sich bei Land A um ein Entwicklungsland handelte. Trotzdem ging man dort bei der Visite mit Papierkurven von Bett zu Bett und musste unter anderem von Woche zu Woche alle Medikamente weiterverordnen. Frisch transplantierte Patienten erhalten schnell mal 20 verschiedene Medikamente pro Tag.
Im Land B jedoch gibt es Laptops auf Wägelchen, mit denen man durch die Zimmer kurvt. Die Medikamente werden elektronisch verordnet, die Befindlichkeit der Patienten von Tag zu Tag in das Computersystem eingetippt und die Pflegefachpersonen tragen 4- bis 6-stündlich die Vitalzeichen in die elektronische Kurve ein. Super praktisch, einfach, übersichtlich und selbsterklärend nach nur kurzer Einarbeitsungszeit. Von Halbjahr zu Halbjahr entwickelt es sich jedoch vom digitalen Patientendatenverarbeitungssystem zur Zettelwirtschaft zurück.
Die Radiologie hat ein anderes System und wünscht somit die Anmeldungen für eine Röntgenuntersuchung auf Papier. Okay, so ein Röntgenanmeldezettel ist keine Hexerei. Gewünschte Bildgebung? Röntgen Thorax, p/a und lateral, stehend. Verdachtsdiagnose? Pneumonie. Dann wird der unterschriebene und abgestempelte Zettel in die besagte Abteilung gefaxt. Jedoch wird vielleicht auch noch ein EKG benötigt, wobei die Kardiologie wieder mit einem anderen System arbeitet, weswegen man eine EKG-Anmeldung ausfüllt und diese wiederum faxt.
Ist eine bestimmte Ultraschalluntersuchung erforderlich, kann man diese, Gott sei Dank, elektronisch tätigen. Allerdings finden es die Ultraschallmenschen hilfreich, noch zusätzlich einen Anruf zu erhalten, um die Untersuchung zeitnahe zu erledigen. Eine außerplanmäßige OP-Anmeldung? Kein Problem, dafür müssen neben einem elektronischen Eintrag nur drei weitere separate Formulare ausgefüllt und je nach Eingriff ein bis zwei zusätzliche Telefonate getätigt werden.
Manchmal fühle ich mich wie eine medizinische Sekretärin (nichts gegen diesen Berufsstand!). Und am Ende des Tages wünscht man sich, man hätte mehr Zeit für die Patienen – anstatt für Computer, Telefon und Faxgerät.
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