Mütter, die nicht ausreichend Milch produzieren, greifen in den USA zunehmend auf private Muttermilchspenden zurück. Ärzte warnen vor den Risiken. Dieses Angebot gab es auch schon in Deutschland.
Auf der derzeit in New Orleans stattfindenden Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Pädiatrie geht es auch um den privaten Austausch von Muttermilch, der in den USA, trotz Sicherheitsrisiken, immer beliebter wird.
Kinderärzte empfehlen, bis zum Alter von etwa sechs Monaten ausschließlich zu stillen und dann langsam zusätzlich andere Nahrung zu geben. Das funktioniert in der Praxis aber manchmal nicht. Frauen, die nicht genügend Muttermilch produzieren, gehen in den USA deshalb zunehmend einem privaten Milch-Austausch zwischen Müttern nach: Ein Vorgehen, von dem die pädiatrische Fachwelt strikt abrät.
Im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung hat eine anonyme Umfrage auf Facebook ergeben, dass unter 650 Müttern mehr als 50 Prozent keine Bedenken bei der Verwendung privat gespendeter Muttermilch hatten. Fast 80 Prozent verlangten von den Spenderinnen keine medizinischen Befunde, weil sie „ihnen vertrauten“.
„Informelles Teilen von Milch wird immer beliebter“, wird Nikita Sood, Forscherin am Cohen Children’s Medical Center, in der Veröffentlichung zitiert. „Es ist daher wichtig, dass Ärzte sich dieser Praxis und den damit verbundenen Risiken bewusstwerden, damit sie die Patientinnen aufklären und auf dieses wachsende Problem eingehen können.“
Fachleute raten von der Verwendung privat geteilter Muttermilch ab, weil das Risiko besteht, dass Krankheiten übertragen oder Medikamente, Alkohol, illegale Drogen oder andere Verunreinigungen enthalten sind.
Frauen, die nicht in der Lage sind, ausreichend Milch zu produzieren, können Säuglingsnahrung verwenden oder auf Muttermilch aus offiziellen Milchbanken zurückgreifen. In der Umfrage äußerten aber mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen, dass eine Milchbank zu teuer sei und sie keine Möglichkeit sahen, von ihrem Arzt ein Rezept für Muttermilch zu erhalten.
Auch in Deutschland gab es früher viele Milchbanken. 1959 waren es noch 86. Die meisten davon wurden jedoch im Zuge der Ausbreitung von HIV geschlossen. Heute gibt es wieder einige offizielle Milchbanken, beispielsweise wurde im Mai eine im Klinikum Wolfsburg eröffnet. Das Ziel ist, Frühchen bestmöglich versorgen zu können, wobei der Bedarf derzeit das Angebot noch übersteigt.
In solchen Institutionen werden die Spenderinnen medizinisch untersucht und Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis, Syphilis und das Zytomegalievirus ausgeschlossen. Ähnlich wie beim Blutspenden wird durch die Spende vor Ort sichergestellt, dass hygienische Standards und die Kühlkette jederzeit eingehalten werden.
Mit dem privaten Teilen von Muttermilch ist man hierzulande zurückhaltender. 2014 wurde eine „Muttermilchbörse“ gegründet, über die stillende Mütter ihre überschüssige Milch regional für 3 bis 7,50 Euro pro 100 Milliliter zum Kauf anbieten konnten. Gesundheitstests oder Untersuchungen der Milch fanden nicht statt, niemand kontrollierte, ob es sich tatsächlich um Humanmilch handelte, ob die Milch gestreckt wurde oder zu viele Bakterien aufgrund falscher Lagerung oder mangelnder Hygiene enthielt. So verwundert es nicht, dass der Betrieb zwei Jahre später wieder eingestellt wurde. Was derzeit allerdings noch unter der Hand läuft, weiß man nicht, offizielle Untersuchungen und Ergebnisse dazu fehlen.
Bildquelle: Michael Hensmann, Flickr