Blutdrucksenker vor dem Schlafengehen einzunehmen soll das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zu einer morgendlichen Einnahme um 45 Prozent reduzieren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus Spanien, die Bluthochdruckpatienten mit randomisierter morgendlicher und abendlicher Einnahme über mindestens fünf Jahre hinweg beobachtete. Insgesamt nahmen über 19.000 Männer und Frauen mit arterieller Hypertonie teil – die meisten Probanden wurden knapp sechseinhalb Jahre betreut. Systolischer Blutdruck, diastolischer Blutdruck und Herzfrequenz wurden bei Aufnahme sowie bei Folgeterminen (mindestens einmal jährlich) jeweils 48 Stunden lang gemessen. Zusätzlich führten die Patienten ein validiertes Tagebuch.
Es zeigte sich: Die abendliche Einnahme der gesamten Dosis sorgte insgesamt für einen geringeren Blutdruck, nicht nur nachts sondern auch tagsüber. Patienten, die ihre Medikamente abends schluckten, hatten ein um 45 Prozent verringertes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse – bereinigt von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Typ-2-Diabetes, Rauchen und weiteren. Der signifikanteste Vorhersagewert für das reduzierte Risiko war der allmählich sinkende systolische Blutdruck während der Nacht.
Als Grund vermuten die Forscher den zirkadianen Rhythmus der Patienten. So senkt sich der Blutdruck bei gesunden Menschen im Schlaf um mehr als zehn Prozent, dieser Effekt wird Dipping genannt. Bei manchen Bluthochdruckpatienten fällt der Blutdruck jedoch nicht ab oder erhöht sich sogar – weshalb eine reine Messung beim Arzt nicht ausreicht. Solche hohen Blutdruckwerte nachts sind mit einem höheren kardiovaskulären Risiko verbunden als die gleichen Werte tagsüber. Wird der Blutdruck also nachts deutlich gesenkt, wird das Risiko reduziert – so die Vermutung der Forscher, die die Ergebnisse zu bestätigen scheinen.
In der Studie wird angestoßen, dass Ärzte und Leitlinien eine tageszeitabhängige Einnahme überdenken sollten. Nach Aussage des Studienleiters wird häufig die Einnahme nach dem Aufstehen empfohlen, um das morgendliche Hoch des Blutdrucks abzusenken. Zuvor sollten jedoch noch Studien in anderen Populationen mit unterschiedlichen Blutdrucksenkern durchgeführt werden. In dieser Studie wurden zwar alle Antihypertensiva untersucht, die von der spanischen Behörde für Medikamente und Medizinprodukte zugelassen sind und die Verteilung über beide Probandengruppen hinweg war recht ausgeglichen, Patientengruppen wurden jedoch nicht explizit bestimmten Medikamentenklassen zugewiesen.
Studie: © Ramón C. Hermida et al., European Heart Journal
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