Es duftet nach Zimt, Zitrusfrüchten und Tanne, Kerzen verbreiten einen gemütlichen Schimmer und spätestens, wenn das Wohnzimmer durch einen Nadelbaum verschönert wird, weiß man: Es ist Weihnachtszeit. Aus medizinischer Sicht müsste das Fest jedoch verboten werden.
Allergene Duftstoffe attackieren unser Immunsystem, Schwermetalle in Wunderkerzen sind ein chemischer Angriff auf die Atemwege. Glühwein setzt mit Alkohol und Fruktose heftig der Leber zu und das Weihnachtsmenü mit gefühlten 17.000 Kilokalorien füllt direkt das viszerale Bauchfettdepot auf. Das heißgeliebte Weihnachtsfest birgt mehr als nur eine gesundheitliche Gefahr.
Weihnachtsmannfans müssen jetzt ganz tapfer sein. Es ist evidenzbasiert bewiesen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Ein Team aus Medizinern, Ernährungswissenschaftlern, Zoologen und Physikern der Universität Göteborg ist sich sicher: Santa Claus hat es nie gegeben. Um 900 Hausbesuche pro Sekunde zu absolvieren, müsste sein Schlitten mit der 265-fachen Schallgeschwindigkeit durch die Adventsluft sausen. Dazu sind rechnerisch 1,9 Millionen Rentiere nötig. Für Start und Landung wären noch ein paar extra RS (Rentierstärken) notwendig. Die Wissenschaftler haben auch die postulierte Lebensweise und den Gesundheitszustand des Weihnachtsmannes analysiert. Die „Work-Life-Balance“ erscheint unter vielen Gesichtspunkten mehr als suboptimal. „Herr Santa Claus isst zu viel Zucker und Fett“, so die Ernährungswissenschaftlerin Mette Axelsen des Forscherteams. Die in vielen Ländern verbreitete Sitte, den Weihnachtsmann zu Hochprozentigem einzuladen oder ihm hochkalorische Süßigkeiten zu schenken, ist nicht gerade gesundheitsfördernd. Das Forscherteam ist fest überzeugt, dass der Weihnachtsmann Adipositas, Diabetes, Hypertonie, Hyperlipidämie und weitere Erkrankungen haben müsste – wenn es ihn dann gäbe.
Im BMJ erschien ein Beitrag zum Thema „Nintendo related injuries and other problems“. Nintendinitis, Wiiitis, Wii knee, Nintendo epilepsy und PlayStation Purpura sind nur einige der gesundheitlichen Risiken, die der Konsolenkrieg auslösen kann. Besonders zu Weihnachten nimmt Morbus Konsole drastisch zu. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der gefürchtete „Playstation-Daumen“ oder die „Playstation-Lip“. Die einseitige Belastung bei Egoshooter & Co führt zu Schmerzen, Hyperkeratose und Onycholyse am Daumen, die Aufregung zum Anknabbern der Oberlippe und Ekzemen.
Bereits nach einem Glas Glühwein kann je nach Rezeptur und Alkoholgehalt bei einem Mann mit einem Gewicht von 80 Kilogramm die Blutalkoholkonzentration über die kritische Grenze von 0,3 Promille ansteigen. Davor warnt u. a. der TÜV Rheinland. Oft wird vermutet, dass Glühwein wegen des stetigen Erhitzungsvorganges weniger Ethanol enthält. Alkohol wird jedoch erst bei 78°C flüchtig, die Trinktemperatur beträgt meist um 70°C. Das reicht nicht aus, um den Ethanolgehalt zu mindern, wohl aber um die Aufnahme zu beschleunigen. Wärme fördert die Ethanolresorption im Magen, der Alkohol gelangt rascher ins Blut. Wird der Glühwein dann noch mit „Schuss“ geordert, kann der Ethanolgehalt auf 15 % oder mehr ansteigen. Der hohe Zuckergehalt steigert die Resorptionsquote vermutlich zusätzlich und macht den Glühwein mit 200 Kalorien pro Tasse nicht gerade zu einem Light-Getränk. In Finnland mussten mehr als ein Dutzend Personen die Adventszeit in der Klinik verbringen, da sie den traditionellen Glühwein „Glögi“ in Wasserkochern erwärmten. Der niedrige pH-Wert und der Ethanolanteil lösten Kupfer aus der Heizspirale und es traten Vergiftungserscheinungen auf.
Gluten in Weihnachtsplätzchen, Schwermetalle aus Wunderkerzen, ätherische Öle aus der Weihnachtstanne – für manch einen ist die Adventszeit auch Allergiezeit. Weihnachtsbäume sind regelrechte Pollenschleudern und können eine Gefahr für Allergiker und Asthmapatienten sein. Gewürze wie Zimt und Nelken stehen ganz oben auf der Liste der Nahrungsmittelallergene. Ein Merkblatt der Organisation „Kids with foodallergies“ kann helfen, allergiefrei durch die Weihnachtstage zu kommen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, zurückhaltend mit Duftlampen, Räucherstäbchen und Konsorten umzugehen. Diese Agenzien können zu Reizungen der Atemwege und Allergien führen.
Nüsse, Mandeln und Pistazien sind vom Naschteller oder dem Adventskalender nicht mehr wegzudenken. Der Frage, ob es sich dabei um Dickmacher oder gesunde Kernenergielieferanten handelt, gehen viele Wissenschaftler nach. Eine Studie von Luu et al. [Paywall] untersuchte den gesundheitlichen Nutzen von Nüssen an unterschiedlichen ethnischen Gruppen mit unterschiedlichem Lebensstandard, eingeschlossen wurden über 200.000 Teilnehmer. Eine in den USA wohnhafte Gruppe umfasste fast 72.000 Teilnehmer afrikanischer und europäischer Abstammung aus überwiegend ärmeren Bevölkerungsschichten, sowie Teilnehmer aus der Shanghai Women’s Health Study (SWHS) und der Shanghai Men’s Health Study (SMHS) mit zusammen rund 134.000 Probanden. Die Gesamtmortalität sank in den Gruppen mit dem höchsten Nusskonsum zwischen 17 und 21 Prozent. Da Erdnüsse preiswert sind, könnten sie als kosteneffektive Maßnahme zur Förderung der Herz-Kreislauf-Gesundheit dienen, so das Fazit der Autoren. Und das sicherlich nicht nur zur Weihnachtszeit. Allerdings haben Nüsse teilweise über 600 kcal pro 100g – eine Portion, die den Energiegehalt einer Hauptmahlzeit liefert. Die Mikronährstoffe in Nüssen und Kernen wirken entzündungshemmend und antioxidativ. Sie können helfen, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes zu senken. In einer randomisierte Crossover-Studie von Bullo et al. erhielten 49 prädiabetische Probanden eine Kontrolldiät oder eine Pistazien-Diät (57 g täglich). Diese gehören botanisch nicht zu den Nuss-, sondern zu den Steinfrüchten. Die Diäten wurden kalorisch abgestimmt und unterschieden sich nicht in der Menge an gesättigten Fettsäuren und dem Cholesterin-Gehalt. Die Teilnehmer mit Pistazien-Diät zeigten eine statistisch nicht signifikante Abnahme des HbA1c und Reduktion des Serum-LDLs. Die Stoffwechselrisikomarker Fibrinogen, GLP-1, oxidiertes LDL und Plättchenfaktor-4 zeigten eine statistisch signifikante Abnahme nach der Pistazien-Diät im Vergleich zu der Kontrolldiät. „Der regelmäßige Verzehr von Pistazien kann eine Insulinresistenz verringern, was auf eine mögliche Schutzfunktion des Pistazienkonsums gegen die Entwicklung von Typ-2-Diabetes hinweist“, so das Resümee der Studie. Die Studie wurde von der American Pistachio Growers (USA) und Paramount Farms finanziell unterstützt. Laut Disclaimer hat die Organisation bei der Entwicklung, Sammlung, Analyse oder Interpretation der Daten oder bei der Entscheidung, das Manuskript zur Veröffentlichung einzureichen, keine Rolle gespielt. In einer weiteren Studie [Paywall] derselben Autorin werden für die gesundheitsfördernden Eigenschaften u. a. γ-Tocopherol, Vitamin K, B6 und Thiamin, Phytosterole, Xanthophyll sowie die Mineralstoffe Kupfer, Magnesium und Eisen verantwortlich gemacht. Brasilianische Paranüsse, Erdnüsse, Mandeln oder Walnüsse sind im botanischen Sinne keine Nüsse, nur die Haselnuss ist eine „echte“ Nuss. Deshalb müssen die Ergebnisse von Studien sehr differenziert betrachtet werden. Die Daten lassen sich auf andere „Nüsse“ nicht immer übertragen. Auch wenn Sie jetzt wissen, dass es evidenzbasiert keinen Weihnachtsmann gibt, Glühwein den Führerschein und die Konsole die Fingergelenke kosten kann: Genießen Sie besinnliche Weihnachtstage!