Ein junger Mann stellt sich im Krankenhaus vor. In seiner Harnröhre steckt ein Werkzeug – und zwar schon seit Jahren.
Ein 22-jähriger Mann stellt sich im Krankenhaus vor. Sein Bericht erstaunt die Ärzte: Er habe sich selbst vier Jahre zuvor eine Pinzette in die Urethra eingeführt. Jetzt werde er vorstellig, um diese entfernen zu lassen. Auf Nachfrage gibt er an, weder an urologischen Symptomen zu leiden noch Fieber oder Schüttelfrost zu haben. Auch das Urinieren würde normal funktionieren.
Bei der körperlichen Untersuchung ist die Blase nicht geweitet und auch die äußere Mündung der Harnröhre ist nicht entzündet. Die Mediziner können jedoch einen langen Fremdkörper vom mittleren Schaft des Penis bis über die penoskrotale Verbindung hinaus ertasten. Es wird eine Röntgenaufnahme angefertigt, auf der sich schließlich tatsächlich eine 8 cm lange Pinzette zeigt.
Die Ärzte planen, den Fremdkörper endoskopisch zu entfernen und verabreichen dem Patienten präoperativ Antibiotika intravenös. Während der OP erhält der Patient eine Allgemeinanästhesie. Zunächst führen die Ärzte eine Zystoskopie durch, bei der sie feststellen, dass der Patient sich die Pinzette mit dem geschlossenen Ende voran in die Harnröhre eingeführt hat. Das offene Ende liegt so nun etwa 7 cm hinter der äußeren Harnröhrenmündung.
Urethrogramm, Quelle: Urology Case Reports
Um die Pinzette endoskopisch zu entfernen, bitten die Chirurgen einen OP-Assistenten, das offene Ende der Pinzette durch äußeren Druck auf den Penis zu schließen. So gelingt es ihnen tatsächlich, den Gegenstand ohne Komplikationen zu entfernen. Der Patient hat nach dem Eingriff keine Beschwerden beim Wasserlassen und kann kurze Zeit später nach Hause entlassen werden. Die Ärzte raten ihm, sich an der Klinik psychiatrisch untersuchen zu lassen, dies lehnt er jedoch ab.
Warum der Patient sich die Pinzette in die Harnröhre einführte und wieso er sich erst vier Jahre später im Krankenhaus vorstellte, ist nicht bekannt. Die Mediziner berichten jedoch, dass das Einführen von Fremdkörpern in die Harnröhre meistens auf autoerotische Befriedigung, vor allem während der Masturbation, zurückzuführen ist. Häufig ist den Patienten ihr Handeln im Nachhinein unangenehm und sie trauen sich deshalb nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Ärzte geben an, dass den Patienten eine psychiatrische Beratung empfohlen werden sollte, wenn sie sich mit Fremdkörpern in der Harnröhre vorstellen, um weitere solcher Versuche zukünftig zu verhindern.
Quelle: © Mohamed Abouelazayem et al. / Urology Case Reports