In Deutschland erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs, Aufklärungsmaßnahmen scheinen nicht zu greifen. Australien zeigt, dass zielgruppenorientierte Programme nicht nur wirken, sondern kosteneffizient sind.
Mit rund 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste maligne Erkrankung in Deutschland, wie aus Registerdaten hervorgeht. Darunter befinden sich 21.000 Patienten mit malignem Melanom. Die Erkrankung tritt zudem immer mehr auch bei Jüngeren auf. Das legt eine zu intensive Sonnenexposition nah, Warnungen von Dermatologen haben bislang wenig bewirkt. Ein Blick nach Australien zeigt, dass SunSmart als modulares Präventionsprogramm die Situation verbessern kann – und dass sich Investitionen amortisieren.
SunSmart versucht, über einzelne Informationspakete gezielt alle wichtigen Zielgruppen abzuholen, anstatt per Gießkanne Prävention zu betreiben. Dazu gehören Familien mit Kindern, Lehrer oder Betreuer, Sportler oder Sportvereine und Menschen, die im Freien arbeiten. Auch Fachpublikum, wie Dermatologen, soll so angesprochen werden.
Neben Online-Kampagnen gibt es auch TV-Spots. Eine App mit Sonnenschutzrechner und Standort-Bestimmung gibt Empfehlungen zum optimalen Sonnenschutz und warnt – falls eine Timerfunktion aktiviert worden ist – bei zu langer Exposition. Das klingt vielversprechend. Allerdings müssen solche Programme regelmäßig evaluiert werden.
Eine bevölkerungsbezogene Umfrage wurde in Melbourne im Sommer vor Beginn von SunSmart (1987–1988) und über die Sommer in den drei folgenden Jahrzehnten (1988–2017) durchgeführt. Während dieser Perioden haben Forscher die Einwohner der Stadt in wöchentlichen Telefoninterviews zu Sonnenbädern, zum Sonnenschutzverhalten und zur Häufigkeit von Sonnenbränden befragt. Änderungen des Sonnenschutzverhaltens wurden für 13.285 Befragte analysiert.
Von einem niedrigen Niveau aus nahm die Verwendung von Sonnenschutz in den zehn Jahren nach Beginn von SunSmart rapide zu. Die Wahrscheinlichkeit, an Sommerwochenenden mindestens eine schützende Maßnahme zu ergreifen – zum Beispiel im Schatten zu bleiben, Sonnenschutz aufzutragen oder geeignete Kleidung zu tragen – war in den 1990er-Jahren dreimal höher als vor SunSmart (bereinigte Odds Ratio 3,04). Solche Trends setzten sich in den 2000er- und 2010er-Jahren weiter fort.
Mit einer Verzögerung von 20 Jahren seit Beginn von SunSmart sank auch die Melanom-Inzidenz, speziell bei jüngeren Menschen. Aber: Hier zeigen sich lediglich Assoziationen, aber keine kausalen Zusammenhänge.
Das Programm hat älteren Analysen zufolge pro investiertem US-Dollar zu einer Nettoersparnis von 2,30 US-Dollar geführt – und gilt in Australien damit auch unter gesundheitsökonomischen Aspekten als effektiv.
Deutschland kann von Australien hier zwei Dinge lernen: Es lohnt sich, (mehr) Geld in Kampagnen zur Hautkrebs-Prophylaxe zu stecken. Und: Diese Maßnahmen sollten sich auf einzelne Zielgruppen fokussieren, um Menschen auch tatsächlich zu erreichen.
Zur Studie geht es hier.
Bildquelle: Ricardo Gomez Angel, Unsplash