Unbeabsichtigter Gewichtsverlust kann ein Indikator für bestimmte Krebserkrankungen sein. So lautet das Ergebnis einer Meta-Studie. Die standardisierte Berücksichtigung dieses Risikofaktors durch den Hausarzt könnte die Krebsfrüherkennung verbessern.
Das Bewusstsein für unerwarteten Gewichtsverlust als möglicher Indikator für Krebserkrankungen ist gering und wird laut Studienautoren von Ärzten zu wenig berücksichtigt. Die Kernaussage einer kürzlich veröffentlichten Meta-Studie: Patienten, bei denen im Zuge der medizinischen Grundversorgung eine Gewichtsabnahme registriert wird, haben ein höheres Risiko, an Krebs erkrankt zu sein, als Patienten ohne Gewichtsverlust.
Eine Forschergruppe der Universitäten von Oxford und Exeter haben die erste systematische Review und Meta-Analyse in diesem Bereich durchgeführt. Sie verglichen alle bis dato verfügbaren Nachweise hinsichtlich einer Assoziation zwischen Gewichtsverlust und Krebs in der medizinischen Grundversorgung. Untersucht wurden die Ergebnisse von 25 Studien, diese beinhalteten Daten von insgesamt über 11,5 Millionen Patienten. Generell wurde Gewichtsverlust in den untersuchten Studien mit insgesamt zehn Krebsarten in Verbindung gebracht:
Die Studienautoren bezogen sich auf die Angaben der UK-Leitlinie NICE, in der als Risikowert eine Gewichtsabnahme ab 3 % des Körpergewichts angegeben wird. Untersucht wurden nun weibliche und männliche Patienten über 60. Es wurde der Anteil an Patienten errechnet, der an einer der 10 genannten Krebserkrankungen leidet. In dieser Gruppe überschritten 6,7 % der Frauen und 14,2% der Männer die 3-%-Risikoschwelle der UK-Leitlinie. Allerdings betonen die Autoren, dass ihre Studie noch wichtige Fragen offen lässt. Die Risikoschwelle von 3 % ist beispielsweise nur ein Erfahrungswert der UK-Leitlinie. Zudem ist nicht klar, wie viele Hausärzte diesen Wert bei Patienten tatsächlich untersuchen und dokumentieren.
Dennoch legen die Studienergebnisse die Vermutung nahe, dass der behandelnde Arzt durch einen aufmerksamen Blick auf unbeabsichtigte Schwankungen des Körpergewichts die Gesundheitsvorsorge seiner Patienten verbessern kann, besonders bei jenen, die älter als 60 Jahre sind. Hausärzte sollten das Körpergewicht bei der Untersuchung mehr berücksichtigen, finden die Wissenschaftler: „[...] non-spezifische Symptome wie Gewichtsverlust zu ermitteln ist äußerst wichtig und dringend notwendig, wenn wir Krebs früher erkennen und Leben retten wollen“, sagt Studienleiter Dr. Brian Nicholson von der University of Oxford in einer Pressemitteilung der Universität. „Wir müssen unsere Forschungen weiterführen, um die optimale Kombination von Tests zu ermitteln, damit wir einen Leitfaden erstellen können, in dem steht, ab wie viel Gewichtsverlust für Hausärzte und Patienten Grund zur Sorge besteht.“