Der 29-Jährige klagt über Halsschmerzen und fühlt sich abgeschlagen. Außerdem berichtet er von ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Wie der Patientenfall weitergeht, möchte ich gern mit anderen Ärzten teilen, weil ich es für wichtig halte.
Im August 2019 stellte sich ein 29-jähriger Mann in meiner Praxis vor mit allgemeinem Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, aber ohne Fieber. Er berichtete außerdem von ungeschütztem Geschlechtsverkehr – drei Wochen zuvor.
Bei der Inspektion des Rachenraumes zeigten sich einzelne kleine Beläge (siehe Foto). Bei V.a. eine STD (Sexually Transmitted Disease) wurde ein Abstrich auf Chlamydien/Gonokokken und Ureaplasmen-PCR entnommen und gleichzeitig bei V.a. eine klassische Tonsillitis eine antibiotische Therapie mit Penicillin eingeleitet.
Drei Tage später meldete sich der Patient erneut, weil die Beschwerden sich nicht gebessert, sondern eher zugenommen hatten. Der Abstrich ergab den Nachweis einer Ureaplasma urealyticum. Die antibiotische Therapie wurde entsprechend auf Doxycyclin 100 mg 2 x tgl. für 7 Tage umgestellt.
Der Patient stellte sich erneut drei Tage später mit unveränderter Symptomatik vor. Hinzugekommen waren nun auch geschwollene Lymphknoten am Hals. Abdomensonographisch war die Milzgröße bei 14,5 cm.
Es stellte sich die Verdachtsdiagnose eines akuten Pfeifferschen Drüsenfiebers. Die Labordiagnostik bestätigte die Diagnose mit Nachweis von IgG und IgM-Antikörper bei negativem Anti-EBNA-1.
Nach insgesamt 10 Tagen kam es zu langsamer Besserung der klinischen Symptomatik.
Die akute EBV-Infektion (Epstein-Barr-Virus) verläuft bei Erwachsenen eher untypisch im Vergleich zu jüngeren Patienten. Die Symptome können einer bakteriellen Tonsillitis stark ähneln. Daher sollte bei einer ausbleibenden Besserung unter der antibiotischen Therapie immer an eine akute EBV-Infektion gedacht werden.
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