Erstmals wurde in Deutschland eine Infektion mit dem West-Nil-Virus (WNV) nachgewiesen, die hierzulande durch Stechmücken übertragen wurde.
Ein 70-jähriger Mann aus Sachsen war Mitte August an einer Meningoenzephalitis erkrankt, ist aber mittlerweile vollkommen genesen. Der Patient, der in einer ländlichen Region wohnt, hatte vorher keine Auslandsreise unternommen und wies auch keinerlei Vorerkrankungen auf.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) erfolgte der virologische Nachweis sowohl serologisch als auch durch direkten Nachweis des Virusgenoms mit einer WNV-spezifischen PCR. In den letzten beiden Jahren war das Virus bereits mehrfach in Vögeln und Pferden nachgewiesen worden – und das vor allem in Ostdeutschland. Die ungewöhnlich warmen Sommer 2018 und 2019 können eine Erklärung dafür liefern, dass das Virus auch hierzulande vermehrt auftritt. In der Vergangenheit waren davon vor allem südeuropäische Länder betroffen, denn die Übertragung ist abhängig von der Temperatur. Mit dem beginnenden Herbst besteht so kaum eine Gefahr mehr, dennoch warnt das RKI vor einer weiteren Ausbreitung in den nächsten Jahren infolge des Klimawandels.
An verschiedenen Forschungsinstituten werden nun Studien zur Virulenz und Übertragbarkeit des Virus durchgeführt, um Infektionshäufigkeit und Risikofaktoren beim Menschen einschätzen zu können. Säugetiere können als Fehlwirte erkranken, aber das Virus zumindest nicht auf andere Stechmücken übertragen. Die Infektion verläuft bei 80 Prozent der Menschen unbemerkt. In etwa 20 Prozent der Fälle zeigen sich grippeähnliche Symptome, bekannt als das West-Nil-Fieber. Komplikationen wie Enzephalitis und Meningitis sind möglich und können tödlich enden – diese treten bei unter einem Prozent der Infizierten auf. Um auch unbemerkte Infektionen potenziell festzustellen, hat das RKI über 2.000 Blutspenden aus Gebieten untersucht, in denen WNV-positive Tiere gefunden wurden. Alle waren negativ.
Quelle: © Epidemiologisches Bulletin / Robert Koch-InstitutBild: © francok35 / pixabay