Fast 50 % aller Versicherungsfälle im Gesundheitsdienst sind aufNadelstichverletzungen zurückzuführen.1 Hinter jeder Stichverletzung durch Patientennadeln verbirgt sich nicht nur die Gefahr einer Erkrankung, die möglicherweise nicht heilbar ist, sondern auch das Risiko, dass ein Beruf unter Umständen nicht mehr ausgeübt werden kann. Erfahren Sie hier, worauf es im Notfall ankommt.
Es ist passiert: Wie groß ist das Übertragungsrisiko?
Ein Schreckensszenario für jeden Arzt bzw. medizinischen Fachangestellten: Während der Versorgung eines Patienten kommt es zu einer Verletzung mit einer gebrauchten Injektionsnadel. Jetzt gilt es, richtig zu reagieren. Denn beim Umgang mit Blut, Blutprodukten oder anderen Körperflüssigkeiten müssen Sie als Arzt damit rechnen, dass diese infektiös sind. Das höchste Infektionsrisiko besteht bei Hepatitis-B-Viren. Hier ist bereits der Blutkontakt mit kleinsten Virusmengen für eine Infektion ausreichend. Das Übertragungsrisiko nach einer einzelnen Nadelstichverletzung ergibt sich durch die Basisimmunität des Verletzen und die Infektiosität der Infektionserreger. Aus Daten der Berufsgenossenschaft wurden für Hepatitis- und HIV-Infektionen folgende durchschnittliche Übertragungsrisiken abgeleitet:1
Erstversorgung nach dem Stich: So handeln Sie richtig
In einem Notfall – als solcher gilt die Nadelstichverletzung – sollten Betroffene zielgerichtet, ruhig und umgehend handeln. Experten raten zu folgendem Vorgehen:2
Wichtig: zeitnahe Dokumentation
Nach einer als Arbeitsunfall geltenden Nadelstichverletzung sollte schnellstmöglich ein Durchgangsarzt (Facharzt mit besonderen unfallmedizinischen Kenntnissen) aufgesucht werden. Ein Unfallbericht ist zwingend notwendig, damit bei möglichen Spätfolgen Ansprüche an die Berufsgenossenschaft geltend gemacht werden können. Denn im ungünstigsten Fall, der Berufsunfähigkeit, gilt eine nicht dokumentierte und nicht gemeldete Verletzung nicht als Arbeitsunfall.3
Was ist nach der Erstversorgung zu tun?
Nachdem die Erstversorgung stattgefunden hat, sollten unverzüglich folgende Maßnahmen erfolgen:1,3
Hier können Sie einen übersichtlichen Leitfaden zum Vorgehen bei Nadelstichverletzungen als PDF herunterladen und ausdrucken.
Quellen:
1. Broschüre der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Risiko Nadelstich: Infektionen wirksam vorbeugen. Stand 06/20162. Unfallkasse Nordrhein-Westfalen. Nadelstichverletzung vermeiden – Infektionen verhindern. http://www.infektionsschutz.gesundheitsdienstportal.de/notfall/01.htm; zuletzt aufgerufen am 14. August 2019.3. Schulz-Stüber, S. Repetitorium Krankenhaushygiene, hygienebeauftragter Arzt und ABS-beauftragter Arzt. Springer-Verlag 2017.4. Robert Koch Institut. RKI-Ratgeber: Hepatitis C.http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HepatitisC.html; zuletzt aufgerufen am 14. August 2019.
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