Erhalten Schwangere erst im dritten Trimenon antiretrovirale Therapien gegen ihre HIV-Infektion, profitieren sie von Dolutegravir. Die Viruslast sinkt stärker als unter Efavirenz. Auch eine Infektion des Babys wird unwahrscheinlicher.
Dolutegravir wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „bevorzugte Behandlungsoption“ für alle Patienten mit HIV-Infektion empfohlen. 82 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen haben ihre Standardtherapie von Efavirenz oder andere Wirkstoffen mittlerweile entsprechend umgestellt. Anfangs habe es WHO-Angaben zufolge den Verdacht gegeben, dass Dolutegravir bei früher Exposition zu mehr Neuralrohrdefekten führe. Basis war eine Studie mit 426 Frauen und vier Fällen von Fehlbildungen.
„Neue Daten aus zwei großen klinischen Studien zum Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Dolutegravir und Efavirenz in Afrika haben nun die Evidenzbasis erweitert. Das Risiko von Neuralrohrdefekten ist signifikant geringer als in den ersten Studien vermutet“, so die WHO. Eine Frage blieb aber offen: Profitieren werdende Mütter vom neu empfohlenen Arzneistoff?
Zum Hintergrund: Die Verringerung der HIV-Viruslast schwangerer Frauen zum Zeitpunkt der Entbindung ist der wichtigste Faktor, um Übertragungen auf Babys zu verhindern. Oft werden Infektionen bei Frauen in Entwicklungsländern zu spät bemerkt. Efavirenz unterdrückt die HIV-Viruslast nicht schnell genug, wenn die Therapie erst am Ende der Schwangerschaft initiiert wird. Bei Frauen ohne Gravidität war die Behandlung mit Dolutegravir mit einer signifikant schnelleren Virussuppression verbunden. Es fehlen aber Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Pharmakokinetik in der Schwangerschaft.
Deshalb rekrutierten Forschende um Catriona Waitt, University of Liverpool, 60 Schwangere, die erst im dritten Trimenon mit der HIV-Therapie begannen. Die Patientinnen kamen aus Uganda und Südafrika. Sie erhielten randomisiert Efavirenz oder Dolutegravir. Nach der Entbindung wurden Blutproben der Mutter und des Kindes untersucht.
Dolutegravir führte in der Studie zu einer besseren virologischen Suppression als Efavirenz. „Wir beobachteten einen starken Übergang von Dolutegravir in die Gebärmutter und einen geringen Transfer in die Muttermilch“, fasst Waitt zusammen. „Dies führte in Verbindung mit der verzögerten Elimination von Dolutegravir bei Neugeborenen zu einer hohen Exposition während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebenswochen.“ Diese Strategie könne eine zusätzliche Prophylaxe gegen die Übertragung von HIV bieten.
Mögliche Risiken der Pharmakotherapie habe man nicht gefunden. Bleibt anzumerken, dass die Kohorte allerdings vergleichsweise klein war. Ob die Ergebnisse auch für andere Ethnien gelten – alle Teilnehmerinnen waren schwarzafrikanischer Abstammung – ist ebenfalls unklar.
Zur Studie geht es hier.
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