Was tun, wenn orale Antikoagulanzien für die Schlaganfallprävention kontraindiziert sind? Mechanische Filter in die Carotiden einsetzen. Was abenteuerlich klingt, funktioniert tatsächlich, wie eine multizentrische Studie zeigt.
Orale Antikoagulanzien spielen in der Schlaganfallprävention eine wichtige Rolle. Aber bei vielen Patienten ist eine orale Antikoagulation etwa wegen bereits aufgetretener Blutungskomplikationen kontraindiziert. Was also tun, wenn Gerinnungshemmer keine Option sind? Mechanische Filter in die Carotiden einsetzen. Was abenteuerlich klingt, scheint tatsächlich zu funktionieren, wie eine multizentrische Studie zeigt.
Patienten mit Vorhofflimmern und hohem Schlaganfallrisiko bekommen zur Prävention normalerweise orale Antikoagulanzien, wodurch das Risiko für einen Schlaganfall um etwa 65 Prozent gesenkt wird. Für manche Patienten sind orale Antikoagulanzien aber ungeeignet oder haben keine ausreichende Wirkung – ein Problem, für das die Firma Javelin Medical möglicherweise eine Lösung gefunden hat. Sie versperren den Thromben durch Permanentfilter in den Halsschlagadern den Weg ins Gehirn und fangen sie so in einer Sackgasse ein.
An der derzeit weiterlaufenden CAPTURE-Studie (Carotid Artery Implant for Trapping Upstream Emboli for Preventing Stroke in Atrial Fibrillation Patients) nehmen 25 Patienten im Alter von 71 ± 9 Jahren teil. Das Ziel der Studie: Durchführbarkeit und Sicherheit der Filter-Platzierung zu untersuchen. Den Probanden wurden die hochelastischen Filter bei örtlicher Betäubung unter Ultraschallkontrolle in die Carotiden (A. carotis communis) eingesetzt, wo sie sich zu einer Spirale entfalteten. Diese Filter sollten Thromben mit einem Durchmesser von mehr als 1,4 Millimetern zurückhalten, weil Schlaganfälle bei Patienten mit Vorhofflimmern meist durch Thromben von einer Größe von mehr als 1,5 Millimetern Durchmesser verursacht werden.
Die Filter stehen in verschiedenen Größen zur Verfügung, damit Durchmesser der Carotiden zwischen fünf und zehn Millimetern abgedeckt werden können. Sie besitzen zwei Anker, womit sie in der Gefäßwand befestigt werden. Bis zu vier Stunden nach der OP lassen sie sich z. B. bei Komplikationen oder falschem Sitz noch herausziehen, danach ist das nicht mehr möglich.
Während der einjährigen Beobachtungszeit der Studie ging es zunächst um den richtigen Sitz der Filter und um Nebenwirkungen der Prozedur. Insgesamt wurden 56 Filter eingesetzt, neunmal saß der Filter nicht korrekt, sodass diese mit Hilfe eines Rückholdrahtes wieder entfernt und durch einen anderen Filter ersetzt wurden. So wurden bei 25 Patienten 47 Filter korrekt platziert. Bei einem Patienten konnte aufgrund von atheromatösen Plaques nur in eine der Carotiden ein Filter eingebracht werden. Bei einem anderen Patienten war die sonographische Darstellbarkeit zu schlecht, um die Filter zu implantieren. Ein Fünftel der Patienten hatte Hämatome oder Ödeme an der Einstichstelle, die keine Behandlung erforderten, ansonsten blieben die Operationen ohne größere Nebenwirkungen.
Nach 30 Tagen gab es im Zusammenhang mit den Filter bzw. deren Implementierung keine Todesfälle, Schlaganfälle, größere Blutungen, Stenosen oder Verschlüsse der Carotiden sowie andere Komplikationen, die eine endovaskuläre Behandlung erforderlich gemacht hätten. Dies trifft auf alle 25 Studienteilnehmer zu. Bei 4 Patienten wurden insgesamt 6 Thromben erfasst, keiner der Patienten entwickelte Symptome eines Schlaganfall. 5 der Thromben konnten mittels Heparin vollständig aufgelöst werden, der 6. fast vollständig. Die Studienautoren kommen deshalb zu dem Schluss, dass der Einsatz der hier untersuchten Filter sicher und gut umsetzbar sei. Sie räumen aber ein, dass die Kohorte vergleichsweise klein ist und weitere randomisierte Studien notwendig sind, um diese Therapieoption in der klinischen Praxis zu etablieren.
Bildquelle: lindsay Cotter, Unsplash