Um die Regio calcanea zu untersuchen, greift der Arzt nach dem Fuß der Patientin. Die Patientin ist eine junge attraktive Frau. Sie trägt nichts außer Unterwäsche und guckt verstohlen in die Kamera. Was ist hier los?
Ist nun wirklich alles zum Thema Sexismus gesagt? Nein. Bestes Beispiel dafür, dass es auch in der Medizin immer noch Baustellen gibt, zeigt ein besonderer Fund einer Twitter-Userin. Kürzlich postete Kate Ahmad einen Tweet mit Bildern.
Zu sehen sind Auszüge eines Lehrbuchs für Orthopädie. Genauer gesagt handelt es sich um bebilderte Anleitungen für unterschiedliche orthopädische Untersuchungen am Patienten. Diese Patienten auf den Fotos sind junge attraktive Frauen, die lediglich Unterwäsche tragen. Selbst dann, wenn es etwa um die Untersuchung der Fersenregion geht, zeigt das Buch eine Ganzkörperabbildung einer Frau in BH und Slip.
„Wenn ihr nicht denkt, dass Frauen in der Medizin Probleme haben, dann seht euch dieses Textbuch für Orthopädie an, das an einer australischen Medical School zur Pflichtlektüre gehört“, schreibt Kate in ihrem Tweet, der mittlerweile über tausend Mal geteilt wurde. Unter dem Post finden sich über 400 Antworten.
Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. „Ich bin sprachlos. Das ist mehr als erschreckend“, sagt eine Ärztin. „Es gibt keinen Grund, hier den ganzen Körper abzubilden, geschweigedenn in Unterwäsche“, kommentiert ein Notarzt. Und auch der satirische GomerBlog meldet sich lösungsorientiert mit den Worten „Hab’s repariert“ zu Wort – dazu folgende Bilder:
Egal ob entsetzt oder humoristisch, den Antworten lässt sich folgendes Fazit entnehmen: Unterwäsche-Models in Lehrbüchern? Das geht gar nicht und passt einfach nicht mehr in unsere Zeit.
Der Vorteil daran, solche Themen in den sozialen Netzwerken anzusprechen: Sie können in kurzer Zeit für viel Aufmerksamkeit sorgen. Das kann in manchen Fällen die Richtigen unter Druck setzen. So reagierte der zuständige Verlag bereits einen Tag nach Kates Post mit einem Statement. Darin informiert Cambridge University Press die User darüber, dass der Verlag die Autoren gebeten hat, die Fotos in einer neuen Edition auszutauschen. Bis dahin sieht CUP vom Verkauf des Lehrbuchs ab.
Bestimmt ist das nicht das einzige Kuriosum, das sich zur Thematik „Sexy Frauen in medizinischen Lehrbüchern“ finden lässt. Die Redaktion freut sich über weitere Beispiele in den Kommentaren oder per Mail an feedback_news@doccheck.com.
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